S-Boote in der Kriegsmarine 1935 – 1945

 

Die Kriegsschauplätze

 

6.1 Englischer Kanal 1944

 

Da die brit. Sicherungsfahrzeuge nicht nur an Zahl sondern auch an Erfahrung zunahmen und eine Voraussetzung - die Aufklärung aus der Luft - nicht gegeben war, musste sich der F.d.S. (FKpt. Petersen) fast ausschließlich auf die Funkaufklärung verlassen, um seine Boote einzusetzen. 

 

Im Westen griffen die 2., 4., 5., 6., 8. und 9. SFltl mit insgesamt 46 einsatzbereiten Booten die britischen Geleite an der Süd- und Südostküste Englands von den Einsatzhäfen Ijmuiden, Rotterdam und Cherbourg aus an. 

 

In der ersten Januarwoche hielt schlechtes Wetter die Boote in den Häfen fest.

 

 In der Nacht 05./06.01.1944 fuhr die 5. SFltl einen Torpedoangriff auf ein gemeldetes Geleit. „S 100“ schoss auf einen Dampfer von geschätzt 3000 BRT und beobachtete eine Detonation, „S 143“ versenkte ein Trossschiff von 3000 BRT, „S 142“ versenkte einen Frachter von 2000 BRT, „S 138“ versenkte den Trawler "Wallasea". „S 141“ meldete die Versenkung eines Frachters von 1500 BRT und eines Tankers von 3000 BRT. Es handelte sich um den britischen Frachter "Underwood" (1990 BRT). Insgesamt wurden 23 Torpedos verschossen, von denen die meisten fehlgingen. Außer der "Underwood" wurden versenkt: Von „S 143“ der schwedische Frachter WSolstad" (1403 BRT) und von „S 136“ und „S 84“ das britische Motorschiff "Polpero" (403 BRT).

 

Am 20./21. 01.1944 erfolgte nach langer Schlechtwetterperiode der erste Einsatz der in Holland stationierten Flottillen. Geplant war ein koordinierter Minen- und Torpedoeinsatz. Während die aus Rotterdam operierende 4. und 9. SFltl planmäßig ihre Minen werfen konnten, brachen die aus Ijmuiden kommenden drei Flottillen ihren Einsatz wegen Nebels ab.

 

Einige im Januar trotz schlechten Wetters gefahrene Einsätze waren ohne große Ergebnisse. Am 20.01.1944 wurden die zurückkehrenden Boote von Beaufightern angegriffen, auf „S 142“ gab es dabei einen Leichtverletzten. In der Nacht 30./31.01.1944 versenkte „S 142“ den britischen Trawler "Pine" und den Fischdampfer "Emerald" (806 BRT).

 

Anfang Februar verlegte die 9. SFltl von Vlissingen nach Dünkirchen, wo sie am 13.02.1944 eintraf, um von dort gemeinsam mit der 5. SFltl zu operieren . Am 04.02.1944 befahl die Skl die Verlegung einer S-Fltl in den Finnenbusen. Die 6. SFltl konnte aber wegen des schlechten Wetters erst am 06.02.1944 auslaufen und erreichten am Abend darauf Kiel. „S 128“ und „S 135“ blieben in Rotterdam, wo sie 40 mm-Kanonen erhielten. 

Das neue 40-mm-Geschütz - Foto: PK-Aufnahme
Das neue 40-mm-Geschütz - Foto: PK-Aufnahme

Wegen des Wetters und der hellen Mondnächte erfolgten weitere Einsätze erst  Mitte Februar 1944. Trotz der starken gegnerischen Abwehr sah der F.d.S. an der englischen Ostküste immer noch die besseren Chancen auf Erfolge. Wegen einer möglichen Landung der Alliierten auf der Iberischen Halbinsel hatte er die Häfen  Bordeaux, Arcachon, Bayonne und Saint-Jean-de-Luz als mögliche Stützpunkte vorbereiten lassen. Eine Verlegung dorthin kam aber nie zustande.  Es verblieben die 2. und 8. SFltl in Ijmuiden und die 4. SFltl in Rotterdam. Da die 4. SFltl aber auf die neuen Auflademotoren umgerüstet wurde, standen insgesamt nur 12 einsatzfähige Boote zur Verfügung.

 

Am 12./13.02.1944 warfen die 12 Boote Minen auf den nördlichen britischen Geleitwegen, dabei konnten „S 99“ und „S 65“ von der 8. SFltl den britischen Trawler "Cap D'Antifer" versenken.

 

Am 14./15.02.1944 wurde der Mineneinsatz wiederholt, diesmal nur von der 2. SFltl. Die 8. SFltl sollte als Kampfgruppe das Gefecht mit den MGBs suchen mit dem Ziel, eins der Boote einzubringen, um Material zu erbeuten, das Aufschluss über britischen Geleitwege geben könne. Erst kurz vor Ijmuiden stießen die heimkehrenden Boote der 2. SFltl auf drei sich dort in Position gelegte MTB-Gruppen. Die von Vorpostenbooten geschossenen Leuchtgranaten gaben den deutschen Booten zwar Vorteile im Feuergefecht, die MGBs konnten aber trotz vieler hingenommener Treffer entkommen. „S 89“ als Führerboot wurde so stark beschädigt, dass es eingeschleppt werden musste, es gab einen Schwerverletzten; „S 98“ war auch aKB, hier fiel ein Mann. Auch die 8. SFltl stieß auf eine MGB-Gruppe, konnte viele Treffer landen aber kein Boot einbringen. „S 99“ und „S 133“ wurden ebenfalls beschädigt, auf „S 133“ fiel ein Mann.

 

Am 22.02.1944 in einem Gefecht mit einem britischen Zerstörer kollidierten „S 128“ und „S 94“. Beide Boote mussten aufgegeben werden, die Besatzung stieg auf andere Boote um. In der Nacht 24./25.02.1944 versenkte die 8. SFltl den britischen Frachter "Philipp M." (2085 BRT).  Am 28.02.1944 kollidierten „S 142“ und „S 136“ miteinander und mussten aKB gestellt werden.

 

Schlechte Sicht verhinderte im Westen in fast allen Einsätzen ein Entdecken der Geleitzüge. Sturm hielt die Boote tagelang in den Häfen fest. Am 11.03.1944 verlegten die 5. und 9. SFltl mit 11 Booten nach Brest. Die von hier aus gefahrenen Stichansätze gingen wegen mangelnder Luftaufklärung ins Leere. Auf dem Rückmarsch von so einem ergebnislosen Ansatz am 20.03.1944 kollidierten „S 146“ und „S 84“ sowie kurz darauf „S 143“ und „S 139“. Ein weiterer Einsatz der 5. und 9. SFltl am 22.03.1944 wurde wegen Sichtverschlechterung abgebrochen.

In Holland war die Lage noch schlechter. Schlechte Sicht und Sturm behinderten bis Ende März alle Einsätze. In der Nacht 23./24.03.1944 waren die 2. SFltl von  Ijmuiden mit 6, die 4. SFltl von Hoek van Holland mit drei, und die 8. SFltl mit  sieben Booten von Ijmuiden ausgelaufen, um gegen ein Südgeleit zu operieren. Schlechte Sicht zwang zur Umkehr. Dabei kollidierten „S 65“ und „S 85“ von der 8. SFltl.  Erst in der Nacht 25./26.03.1944 waren die Boote wieder auf Feindfahrt. Ebenso wie in vier weiteren Einsätzen wurden die Boote aber frühzeitig durch Zerstörer abgedrängt oder sie bekamen die Geleitzüge nicht in Sicht.

 

Die Alliierten ergriffen nun mehr und mehr die Offensive. Insgesamt 385 Marauders (B 26) der USAF griffen am 26.03.1944 in mehreren Wellen den Stützpunkt Ijmuiden an, ohne die S-Boots- und Minenbunker zu durchschlagen, aber die Neubaubunker und die Versorgungshallen nahmen erhebliche Schäden. „S 93“ und „S 129“, die beide außerhalb der Bunker lagen, wurden versenkt. Vor der Bunkereinfahrt sank ebenfalls eine Schute, so dass Ein- und Auslaufen für längere Zeit nur bei Hochwasser erfolgen konnte.

 

In der ersten Aprilwoche war kein S-Boots-Wetter, d.h. die Boote blieben in den Häfen. Am 11.04. trafen „S 168“ (Oblt.z.S. Dau), „S 173“ (ObStrm. Pape) und „S 17“7 (Lt.z.S. Boseniuk) als Verstärkung der 9., 4. und 2. SFltl ein.

Am 12.04.1944 fuhr die 5. SFltl einen ergebnislosen Einsatz bei Portland Bill. Am 13.04.1944 sollten die 4. und 8. SFltl Minen bei Smith's Knoll werfen, mussten aber wegen schlechter Sicht umkehren.

 

In der Nacht 18./19.04.1944  warf die 8. SFltl Minen. Im Gefecht mit MGBs und einem britischen Zerstörer erhielt „S 64“ einen Volltreffer ins Stb-Torpedorohr und einen ins Zwillings-MG mittschiffs. „S 133“ erhielt einen Treffer in den Kommandantenraum und einen auf den Schutzschild des achteren Geschützes. Auf beiden Booten gab es fünf Leichtverletzte. Bei der 5. SFltl, die ebenfalls Minen gelegt hatte, fiel auf „S 141“ in einem Gefecht mit britischen Bewachern ein Mann, ein Mann wurde schwer verletzt. Die 9. SFltl konnte ihre Minen unbehelligt werfen.

 

Die nächsten Nächte brachten keine Ergebnisse, die Minen- und Torpedoeinsätze mussten wegen des Wetters verschoben bzw. abgebrochen werden. Am 22.04.1944 in einem Gefecht mit britischen Bewachern, erlitt „S 167“ von der 5. SFltl einen Treffer. Es gab einen Schwer- und zwei Leichtverletzte. Bei einem Stichansatz der 5. SFltl auf einen Konvoi gelang „S 100“ (ObStrm. Borkenhagen) die Versenkung des niederländischen Marineschleppers "Roode Zee". Die Boote wurden mehrfach von Bewachern beschossen und auf „S 138“ und „S 136“ gab es einen Schwer- und zwei Leichtverletzte. Die 9. SFltl lieferte sich ein Gefecht mit Bewachern, auf „S 145“ gab es durch einen 40-mm-Treffer einen Schwer- und zwei Leichtverletzte. Auf dem Rückmarsch wurden sie aus der Luft mit Bomben angegriffen ohne Schaden  zu nehmen.

Wartung des Flak-Geschützes - Foto: PK-Aufnahme
Wartung des Flak-Geschützes - Foto: PK-Aufnahme
Motoren-Wartung - Foto: PK-Aufnahme
Motoren-Wartung - Foto: PK-Aufnahme

Die Gruppe West wies den F.d.S. an, Aufklärung im Kanal wegen einer bevorstehenden Landung durchzuführen. Dabei ging „S 147“ (Lt.z.S. Theenhausen) am 26.04.1944 durch Artillerietreffer verloren. Es gab 13 Gefallene und drei Verwundete, ein Mann geriet in Gefangenschaft.

 

Am 27.04.1944 griffen die 5. SFltl mit den Booten "S 136" (Kptlt. Jürgensmeier), "S 138" (Oblt.z.S. Stohwasser), "S 140" (Oblt.z.S. Goetschke), "S 142" (Oblt.z.S. Ahrens), "S 100" (ObStrm Borkenhagen) und "S 143" (Oblt.z.S. Schmöler) und die 9. SFltl mit "S 150" (Oblt.z.S. Behr), "S 130" (Oblt.z.S. Rabe) und "S 145" (Oblt.z.S. Schirren) ein durch die eigene Aufklärung gemeldetes Geleit an. Die Rotte „S 136“ - “S 138“ stieß zunächst auf zwei Zerstörer, von denen einer gemäß Meldung von "S 136" durch Torpedotreffer versenkt wurde (diese Versenkung ist durch britische Unterlagen nicht bestätigt). Die Rotte „S 100“ - “S 143“ versenkte einen Dampfer von 1500 BRT und schoss einen Tanker in Brand. Aus einem zufällig entdeckten gesicherten amerikanischen Verband  heraus  wurden durch die Boote der 9. SFltl zwei Landungsschiffe versenkt. Auf einem kleineren Landungsfahrzeug wurde ein Treffer erzielt. „LST 507“ (ca. 4600 ts) wurde durch Torpedos von „S 150“ und „S 130“ getroffen und „LST 531“ (ca. 3000 ts) wurde durch „S 130“ und „S 138“ versenkt. Das durch „S 145“ mit einem Torpedo getroffene „LST 289“ (ca. 200 ts) konnte mit eigener Kraft den Hafen erreichen. Es fielen 197 amerikanische Seeleute und 441 GIs. Das Abwehrfeuer der Bewacher lag so schlecht, dass alle Boote unversehrt in den Hafen einlaufen konnten.

 

 

 

 

In der Nacht 12./13.05.1944 ging „S 141“ (Oblt.z.S. Sobottka) in einem Gefecht mit britischen Bewachern verloren. Es gab sechs Überlebende und 20 Gefallene, darunter Lt.z.S. Klaus Dönitz, der älteste Sohn des O.B.d.M.. In der Folgezeit wurden verschiedene Mineneinsätze gefahren, die zum Teil wegen schlechten Wetters oder wegen Feindberührungen abgebrochen wurden. In der Nacht zum 20.05.1944 wurde „S 87“ (Oblt.z.S. Rathenow) durch einen Angriff von britischen Swordfish-Flugzeugen stark beschädigt und konnte nicht gehalten werden. Es gab drei Gefallene und neun Verletzte, ein Mann blieb vermisst.
 

In der Nacht 23./ 24.05.1944 wurde „S 100“ auf dem Rückmarsch von einem Einsatz durch Bomben beschädigt. Ein Seemann wurde schwer verletzt.

 

Ende Mai lagen die 5. und die 9. SFltl in Cherbourg, die 4. SFltl in Boulogne, die 2. SFltl in Ostende, die 8. SFltl war zur Umrüstung auf neue Motoren zurückverlegt worden.

 

Am 03.06.1944 warfen 543 viermotorige Bomber unter dem Schutz von 447 Jägern 1580 ts Bomben auf deutsche Küstenbatterien, Stützpunkte und Hafenanlagen im Pas de Calais. In den Häfen von Boulogne und Calais entstanden schwere Schäden. Die S-Boote lagen geschützt in ihren Bunkern. Durch ein getroffenes Bunkertor waren „S 172“ und „S 174“ eine Zeit lang blockiert.

 

 

Am 05.06.1944 erfolgte die alliierte Landung in der Normandie. Am 02.06. hatten dazu die ersten Schiffe der Invasionsflotte ihre weiter entfernt liegenden englischen  Häfen verlassen. Schweres Wetter sorgte dafür, dass ausgelaufene Verbände umgedreht oder aufgestoppt wurden, aber am 05.06.1944 um 04.15 Uhr nachdem eine Wetterbesserung in Sicht war, gab General Eisenhower sein endgültiges „O.K., we’ll go!“  

Über 4.000 Landungsfahrzeuge mit Soldaten und Gerät von fünf Infanteriedivisionen, gesichert durch über 900 Kriegsschiffe, darunter sechs Schlachtschiffe, 23 Kreuzer und 100 Zerstörer marschierten auf die französische Küste zu . Mehr als 200 Minensucher räumten acht Fahrstraßen durch den deutschen Minengürtel. Die Coastal Forces sicherten die Flanken und legten Minen vor Cherbourg und Le Havre. Sowohl das OK West als auch die Marinegruppenleitung West (Adm Krancke) hatten für die Wetterberuhigung keine Vorhersage erhalten und hielten die Aktivitäten im Kanal für eine Scheinlandung, um von einer Landung an einem anderen Ort abzulenken.

 

Daher wurden auf Anweisung der Gruppe West noch Minen von Le Havre bis zur Scheldemündung vor für eine Landung geeignete Strände geworfen. Die S-Boote lagen in Cherbourg (5. und 9. SFltl), in Boulogne (4. SFltl), in Ostende (2. SFltl) und in Ijmuiden (8. SFltl).

 

Die Boote der 5. und 9. SFltl erhielten am 06.06.1944 um 03.00 Uhr den Befehl, von Cherbourg aus nach Nordwesten und Nordosten gegen den Gegner vorzustoßen, sie brachen jedoch in der Morgendämmerung den Einsatz ab, ohne etwas gesehen zu haben.  Die 4. SFltl fuhr von Boulogne aus Aufklärung, meldete einen Zerstörer und lief ohne weitere Sichtmeldung am Morgen des 06.06.1944 wieder in den Bunker ein.

Erst gegen 14.00 Uhr des Invasionstages hatte die Gruppe West eine gewisse Übersicht über die Lage gewonnen. Die Alliierten hatten für diese Invasion insgesamt 1213 Einheiten bereitgestellt, darunter sieben Schlachtschiffe, zwei Monitore, 23 Kreuzer, 80 Flotten- sowie 25 Geleitzerstörer, 63 Fregatten  und 71 Korvetten. Neben zahlreichen Transportschiffen wurden insgesamt 4126 Landungsfahrzeuge eingesetzt.

 

In der Nacht vom 06./07.06.1944 wurden alle im Westen verfügbaren Boote eingesetzt. Die 2. SFltl (Korv.Kapt. Opdenhoff) fuhr von Ostende aus mit fünf Booten einen Aufklärungsvorstoß, ohne Ziele zu sichten. Die 8. SFltl (Korv.Kapt. Zymalkowski) klärte von Ijmuiden aus mit vier Booten auf, ebenfalls ohne Ergebnis. Die 4. SFltl (Korv.Kapt. Fimmen) ging mit acht Booten in See, um aufzuklären, sie musste mehrere Luftangriffe über sich ergehen lassen, ohne allerdings Schaden zu nehmen. Nach einem kurzen Gefecht mit einem Zerstörer lief die Flottille in Boulogne ein. Die 5. SFltl (Korv.Kapt. Klug) geriet mit seinen sechs Booten bei einem Gefecht mit britischen  Zerstörern in ein Minenfeld und verlor „S 139“ (Kptlt. Dietrich), 22 Mann fielen, vier Mann gerieten in Gefangenschaft darunter der Kmdt.  Die 9.SFltl (Korv.Kapt. v. Mirbach) operierte zeitweise mit der 5. SFltl zusammen. Die 9. SFltl versenkte „LCI 105“, die 5. SFltl versenkte das britische „LCT 875“. Beim gemeinsamen Angriff auf drei große Ziele erlitt „S 140“ (Oblt.z.S. Bongertz) einen Minentreffer. Neben dem Kmdt. fielen 14 Mann, acht Mann konnten geborgen werden. Das Boot ging verloren.

 

Da in der Gruppe West immer noch von einer Großunternehmung an einem anderen Ort ausgegangen wurde, wurde in der Nacht 07./08.06.1944 mit dem Legen der Blitz-Sperren fortgefahren. Die 8. SFltl blieb in Ijmuiden, die 4. SFltl wurde von Boulogne zur Bekämpfung der Invasionsflotte nach Le Havre vorgezogen, die 2. SFltl von Ostende nach Boulogne.

 

In der selben Nacht nutzten die Boote der 5. und 9. SFltl  von Westen kommend das gegnerische Minenfeld aus, um auf einen Versorgungsverband und auf die Sicherungskräfte zu schießen. Die 5. SFltl meldete Treffer auf einem Kreuzer und einem Zerstörer, versenkt wurde der US Flotten-Zerstörer „Meredith“. Im Gefecht mit MGBs wurden auf „S 84“ durch Artillerietreffer der Kmdt. und zwei Mann leicht sowie drei Mann schwer verwundet. Auf „S 142“ wurde die Mittelmaschine beschädigt, „S 138“ hatte einen Treffer im Unterwasserschiff.Die 9. SFltl versenkte die Landungsfahrzeuge „LCT 376“ und „LCT 314“. Im Gefecht mit MGBs fielen auf „S 145“ zwei auf „S 168“ alle drei Maschinen aus. Die übrigen vier Boote versenkten “LCT 105“ und „LCT 875“. Auf „S 130“ fielen zwei Mann, auf den anderen Booten gab es vier Verletzte. „S 144“, „S 168“ und „S 145“ mussten aKB gestellt werden. Die 8. SFltl musste wegen des schlechten Wetters in Holland im Hafen bleiben.

S-Boote im Kanal - Foto: PK-Aufnahme
S-Boote im Kanal - Foto: PK-Aufnahme

Am Morgen des 08.06.1944 standen im Kanal insgesamt noch 19 Boote für Einsätze zur Verfügung: Bei der 2. SFltl (Boulogne) vier, bei der 4. SFltl (Le Havre) sieben, bei der 5. SFltl (Cherbourg) fünf, bei der 9. SFltl (Cherbourg) drei Boote. Daher wurde die 8. SFltl mit vier Booten nach Ostende verlegt.

  

In der Nacht 08./09.06.1944 waren wieder alle Boote im Einsatz. Die 2. SFltl musste wegen Wetterverschlechterung ihren Einsatz abbrechen. Die 8. SFltl fuhr Aufklärung, sichtete aber nur ein Flugzeug. Die 4. SFltl war mit den Minen an Bord wegen Feindberührung zum Umdrehen gezwungen. Die 5. und 9. SFltl konnten ihre  Minen trotz Beschuss durch Zerstörer wie geplant legen. Die 9. SFltl meldete die Versenkung von zwei Landungsschiffen von je 4600 BRT.  Auf den Booten gab es zwei Verwundete.

 

In der Nacht 09./10.06.1944 hatten die Boote den gleichen  Auftrag. Die 5. und 9. SFltl blieben jedoch im Sicherungsring bei Kap Barfleur stecken, während die 4. SFltl Minen auf dem Verkehrsweg legen konnte und in Gefechte mit Zerstörern verwickelt wurde. „S 188“ meldete einen Torpedotreffer auf einem Fährschiff von 5000 BRT. „S 172“ und „S 187“ meldeten Treffer auf 2 Frachtern von je 2000 BRT. „S 190“ und „S 180“ verlegten von Vlissingen nach Boulogne angehängt an die 8. SFltl. Dabei erlitt S“ 190“ einen Minentreffer, der keinen Personenschaden und keinen Wassereinbruch zur Folge hatte. Das Boot musste aber ins Dock, daher lief die Rotte nach Rotterdam. Die 2. SFltl meldete die Versenkung von zwei Frachtern von 900 bzw. 1500 BRT und lief anschließend in Le Havre ein.

S 188“ (Oblt.z.S. Karcher) wird nach Gefecht mit kanadischen Korvetten am 10.06.1944 auf Schäden untersucht. Das Boot wurde am 14.06.1944 in Le Havre durch Bomben versenkt - Foto: Archiv Volker Groth
S 188“ (Oblt.z.S. Karcher) wird nach Gefecht mit kanadischen Korvetten am 10.06.1944 auf Schäden untersucht. Das Boot wurde am 14.06.1944 in Le Havre durch Bomben versenkt - Foto: Archiv Volker Groth

Da die Vorräte an Torpedos in Le Havre für zwei S-Flottillen und eine T-Flottille nicht ausreichten, standen für den nächsten Einsatz der 2. SFltl nur 13 Torpedos zur Verfügung, die 4. SFltl hatte noch eine volle Beladung. Daher mussten die Boote zur Torpedo-Ergänzung nach Boulogne.

 

Am Morgen des 10.06.1944 warfen 23 B-24 "Liberator"-Bomber 67 ts Bomben auf den F.d.S.-Stützpunkt St. Wimereux ohne den F.d.S.-Bunker zu treffen.

 

In der Nacht 10./11.06.1944 konnten die 5. und 9. SFltl von Westen (Cherbourg) her auf den Nachschubverkehr durchbrechen. Die 5. SFltl versenkte im Gefecht mit Zerstörern und MTBs das „MTB 448“. „S 136“ (Kptlt. Jürgensmeyer) ging verloren, Kmdt. und 18 Besatzungsmitglieder fielen, drei Mann gerieten in Gefangenschaft. Die Flottille lief zur Unterstützung der 9. SFltl bei Barfleur und torpedierte den britischen Zerstörer "Halsted", der zwar Portsmouth erreichen konnte aber nie wieder in Fahrt kam. Die 9. SFltl brach unter der Küste auf einen Konvoi durch, alle Schüsse gingen fehl. Kurz darauf versenkte sie einen Phoenix-Senkkasten (für den Bau der künstlichen Häfen vor den Landungsgebieten „Omaha“ und „Gold“), den amerikanischen Schlepper "Partridge", den britischen Schlepper "Sesame" und das Landungsschiff „LST 538“. Vor Cherbourg wurde die Flottille von Bombern angegriffen. „S 130“ wurde durch Splitter stark beschädigt und musste aKB gestellt werden. Der Kmdt. und vier Mann wurden verletzt. „S 146“ und „S 144“ wichen nach Le Havre aus. Die 4. SFltl legte Minen  und lief dann Boulogne an. Die 2. SFltl legte planmäßig Minen und konnte anschließend an den Verstärkungsverkehr heranstaffeln. „S 177“ (Lt.z.S. Boseniuk) und „S 178“ (Oblt.z.S. Braune) versenkten den Munitionsdampfer „Dungrange“ (621 BRT), das mit Benzinfässern beladene britische Motorschiff „Ashanti“ (534 BRT) und den Frachter „Brackenfield“ (657 BRT), der mit Munition und Benzinfäsern beladen war. Die 8. SFltl wurde bei ihrer Aufklärungsfahrt  zweimal von Flugzeugen angegriffen ohne Schaden zu nehmen.

 

Die alliierte Aufklärung meldete die verminten Gebiete aber sofort auf der Basis aufgefangener Funksprüche, so dass sie gemieden oder aber geräumt wurden. Das traf auch für spätere Mineneinsätze zu. Da die übrigen Seestreitkräfte (Zerstörer und U-Boote) vernichtet bzw. vertrieben wurden, blieben nur die S-Boote und die T-Boote, um gegen die Landungsverbände zu kämpfen.

 

Für die Nacht 11./12. 06.1944 galt das gleiche Einsatzprofil jedoch mit Unterstützung durch die 4. Artillerie-Träger-Flottille. Die 5. SFltl und 9. SFltl zusammen mit 6 Booten griff einen Kriegsschiffverband und „S 138“ (Oblt.z.S. Stohwasser) erzielte einen  Treffer auf dem amerikanischen Zerstörer „Nelson“. Das Schiff konnte nach Portsmouth eingeschleppt werden.  Die zur 9. SFltl gehörenden Boote „S 146“ und „S 144“ operierten von Le Havre aus erfolglos. Die 8. SFltl fuhr erneut vor Ostende Aufklärung ohne Sichtung eines Feindfahrzeuges. Vor Le Havre geriet die 2. SFltl in ein Gefecht mit kanadischen MTBs und einem Geleitzerstörer erhielt „S 181“ einen Treffer an der achteren Brückenkante. Es fiel ein Mann und ein Mann wurde verwundet. Auf dem Rückmarsch wurden „S 179“ und „S 181“ durch Minendetonation in einer eigenen „Blitzsperre“ beschädigt. Die 4. SFltl musste einen Flugzeugangriff über sich ergehen lassen und geriet dann in ein Gefecht mit Zerstörern, beides ohne Schaden zu nehmen. Im Gefecht mit MTBs versenkte „S 171“ (Kptlt. Wiencke) das britische „MBG 17“ mit Artillerie.

 

In der Nacht 12./13.06.1944 sollten die Flottillen wieder von Osten und von Westen her den Nachschubverkehr angreifen. Die 5. und 9. SFltl unterstützt von Artillerie-Trägern wurden in ein Gefecht mit Sicherungskräften verwickelt, trafen aber nicht auf den Nachschubverkehr, der südlich der Isle of Wight wegen der Verluste während der Nächte eingestellt worden war. „S 138“ wurde getroffen, es gab einen Verwundeten, das Boot geriet in Brand konnte aber gehalten werden.  Die Booten liefen nach Le Havre ein. Auch die 2. und 4. SFltl kamen nicht zum Schuss und liefen nach Boulogne bzw. nach Le Havre ein.  Dabei erlitt „S 169“ von der 4. SFltl einen Minentreffer, konnte aber den Hafen erreichen. Da die über Funk übermittelte Weisung der Gruppe West , nach Boulogne bzw. Le Havre zurückzukehren, von den Alliierten aufgefangen wurde, patrouillierten britische Jagdbomber vor Boulogne und fingen die zurückkehrenden Boote ab. „S 178“ (Oblt.z.S. Braune) erhielt einen Volltreffer und sank, Kmdt. und 16 Mann fielen. Alle Boote erhielten Treffer. Auf „S 179“ (Oblt.z.S. Neugebauer) fielen alle Maschinen aus und das Boot brannte. Nach Abschleppversuch durch „S 181“ (Oblt.z.S. Schlenck) sank das Boot zwei Seemeilen vor Boulogne. 13 Mann fielen. „S 189“ (Ob.Strm. Sczesny) geriet in Brand und wurde beim nächsten Angriff versenkt. 13 Mann fielen, acht Mann konnten durch „S 181“ gerettet werden. Neben den 42 Gefallenen gab es 20 Verwundete.

 

In der Nacht 13./14.06.1944 sollten die Boote wiederum die Landungsflotte angreifen, die 5. und 9. SFltl sollte wegen der Konzentration der Boote auf Le Havre anschließend nach Cherbourg laufen. Wind aus Nordwest mit sieben Windstärken zwang die Boote der 4., 5. und 9. SFltl zum Abbruch des Einsatzes und zur Rückkehr nach Le Havre. Der Funkverkehr wurde abgefangen und entschlüsselt und die Alliierten griffen mit 221 Lancaster-Bombern geleitet durch Jäger und durch Mosquito-Schnellbomber die Boote am Abend des 14.06.1944 an. 14 S-Boote („S 84“, „S 100“, „S 138“, „S 142“, „S 143“, „S 144“, „S 146“, „S 150“, „S 169“, „S 171“, „S 172“, „S 173“, „S 187“, „S 188“, „S 188“)  und drei der vier im Hafen befindlichen Torpedoboote sanken, nur „S 167“ entkam durch Auslaufen. In dem Bombardement fielen 18 Soldaten, darunter der Chef 5. SFltl (KptLt Johannsen), ferner gab es 25 Verwundete zu beklagen, darunter der Chef 9. SFltl (KptLt v. Mirbach) und vier Kommandanten.  

Kapt z.S. Petersen    499. Eichenlaufträger - Foto: PK-Aufnahme
Kapt z.S. Petersen 499. Eichenlaufträger - Foto: PK-Aufnahme
Kptlt v. Mirbach 500. Eichenlaubträger - Foto: PK-Aufnahme
Kptlt v. Mirbach 500. Eichenlaubträger - Foto: PK-Aufnahme

In der folgenden Nacht erfolgte ein erneuter Luftangriff auf Boulogne. Während neun Minensuchboote, zwei Vorpostenboote und drei Minensuchbootstender sanken, konnte die 2. SFltl rechtzeitig auslaufen, ehe der S-Bootsbunker von Bomben durchschlagen wurde, und blieb ohne nennenswerte Schäden.

 

Die Luftangriffe dieser beiden Nächte hatte die Marine im Kanal entscheidend geschwächt, von 31 S-Booten bei Invasionsbeginn waren in den vier Flottillen noch 13 einsatzbereit:  

 

Ostende

8. SFltl           

3 Boote

S 83, S127, S 133

Boulogne

2. SFltl     4. SFltl  

4 Boote 2 Boote           

S176, S 180, S 181, S 182    S174, S 175

Le Havre

9. SFltl           

1 Boot

S 167

Cherbourg

9. SFltl

3 Boote

S 130, S 145, S 168

 

Daher wurden die Boote der 2. und 4. SFltl unter Leitung des Chefs 2. SFltl zusammengefasst und das Personal der 5. SFltl zu Neuaufstellung in die Heimat entsandt. Um eine erneute Konzentration auf  Le Havre zu vermeiden und da Boulogne sich unter ständigem Zugriff der alliierten Luftwaffen befand, wurde Dieppe als zusätzlicher Stützpunkt aktiviert. Die 6. SFltl war aus der Ostsee als Verstärkung angefordert worden und die 8. SFltl sollte mit neuen Booten aufgefüllt werden.

 

Mit den wenigen einsatzklaren Boote wurde in den folgenden zwei Nächten vergeblich versucht, von Cherbourg aus den Sicherungsring zu durchbrechen. 

 

Am 17.06.1944 erhielt die 9. SFltl den Befehl, die inzwischen eingeschlossenen „Festung“ Cherbourg mit Munition von St. Malo zu versorgen.

 

Am 18.06.1944 verlegte die 2. SFltl mit „S 174”, “S 175”, “S 178”, “S 180”, “S 181” und “S 190” von Boulogne nach Le Havre. In der gleichen Nacht verlegte die 9. SFltl mit „S 130“, „S 145“, „S 168“ und dem defekten Boot „S 112“ von Cherbourg nach St. Malo.

 

In der Nacht 22./23.06.1944 brachten „S 130“, „S 145“ und „S 168“ Munition und 24 Heeresoffiziere nach Cherbourg. Die 8. SFltl verlegte von Ostende nach Boulogne und erlitt Schäden auf allen Booten durch Bombensplitter, auf „S 83“ gab es zwei Verletzte und das Boot musste ins Dock. Die 2. SFltl war mit Minen unterwegs als sie in ein Gefecht mit Zerstörern geriet. „S 190“ (Kptlt. Wendler) erhielt mehrere 10,2-cm-Treffer und musste aufgegeben werden. Die Besatzung konnte geborgen werden. Es gab drei Verwundete, ein Mann blieb vermisst.

 

In der Nacht 24./25.06.1944 konnte die 2. SFltl die Minen legen trotz einer Gefechtsberührung mit 2 Zerstörern. „S 175“ erhielt einen 12-cm-Volltreffer auf der Brücke, zwei Mann fielen, ein Mann wurde verwundet. Auf dem Rückmarsch erhielt „S 181“ bei einem Gefecht mit MGBs einen 40-mm-Treffer, wobei ein Mann verwundet wurde.  „S 130“ und „S 168“ verlegten von St. Malo nach Alderney, „S 112“ und „S 145“ wurden zurückgelassen. Die 8. SFltl verlegte nach Le Havre.

 

  Am 26.06.1944 traf die 6. SFltl (KptLt Obermaier) mit  den Booten „S 39“, „S 76“, „S 90“, „S 91“, „S 114“, „S 132“ und „S 135“ in Ijmuiden ein. Sie wurde Anfang Juli nach Le Havre verlegt.

 

Beim Versuch, von Alderney nach Dieppe durchzubrechen, gerieten in der Nacht 26./27.06.1944 „S 130“, „S 145“ und „S 168“ von der 9. SFltl in ein Gefecht mit Zerstörern. „S 145“ (Ob.Strm. Seifert) erhielt Treffer in den Abteilungen V und VI und fuhr mit einer Maschine nach Alderney zurück.  Die anderen Boote erreichten Dieppe. „S 145“ erreichte am 27.06.1944 St. Malo.

 

 

In der Nacht 27./28.06.1944 blieb ein Vorstoß der 2. und 8. SFltl in die Seinebucht ergebnislos. In der Nacht 28./ 29.06.1944  legten die Boote der 2. SFltl Minen, die 8. SFltl operierte als Deckungsgruppe. Die Aktion blieb unbemerkt.

 

In der Nacht 03./04.07.1944 ging die 8. SFltl mit drei Booten in See, um Minen zu werfen.  Auch diese Aktion war den Alliierten frühzeitig bekannt, so dass eine MGB-Gruppe gezielt angesetzt wurde. Es gelang ihnen jedoch ihre Gegner abzuschütteln und nach einem Flugzeugangriff noch ihre Minen zu legen, ehe sie wohlbehalten in Dieppe einlaufen konnten. Die 2. SFltl war ebenfalls in See, die 1. Gruppe geriet unter Beschuss von MGB, wobei S „181“ Treffer erhielt, ein Mann fiel, ein Mann wurde verwundet . Die 2. Gruppe warf ihre Minen und traf dann auf zwei britische Fregatten, ein Fächerschuss mit fünf Torpedos ging fehl. Die Boote kehrten aber unversehrt in den Bunker von Le Havre zurück.  

Auslaufen aus den Bunkern der Kanalküste - Foto: PK-Aufnahme
Auslaufen aus den Bunkern der Kanalküste - Foto: PK-Aufnahme

In der Nacht 04./05.07.1944 klappte die Verlegung von „S 112“ und „S 145“ nach Brest, unterwegs retteten sie 57 Mann von einem brennenden Vorpostenboot.

 

In der Nacht 05./06.07.1944 verlegte die 6. SFltl von Boulogne nach Le Havre. Sie hatte Gefechtsberührung mit Zerstörern und MGBs. Während des Einlaufens flog der S-Bootsbunker durch Explosion der 41 dort gelagerten Torpedos in die Luft. Die Boote blieben unbeschädigt. Es kamen sieben Mann ums Leben.

 

In der Nacht 07./08.07.1944 waren die 2. und die 9. SFltl im Torpedoeinsatz in der Seine-Bucht. In einem Gefecht mit Zerstörern und MGBs erzielte die 2. SFltl einen Torpedotreffer auf der britische Fregatte „Trollope“, die zwar auf Grund gesetzt werden konnte aber nie wieder in Fahrt kam.

 

Das Wetter behinderte oder verhinderte in den nächsten Tagen die S-Boot-Einsätze bis Mitte Juli 1944. Es gab einige Gefechte mit Zerstörern und MGBs, die ohne nennenswerte Ereignisse endeten. Es gab in diesen Tagen einen Verwundeten auf S 168 und einen Schwerverwundeten auf „S 135“. Trotz Zulauf der Torpedos T 5 „Zaunkönig“ waren keine Erfolge zu verzeichnen. Die Torpedos wurden durch die Schraubengeräusche der MTBs und der MGBs von den Zerstörern und anderen größeren Einheiten abgelenkt ohne die Boote zu treffen, selbst bei Tiefeneinstellung 3 m nicht, ihre 24 kn Geschwindigkeit reichten nicht aus, um abdrehende Fahrzeuge zu treffen.  

S-Boote auf Angriffskurs - Foto: PK-Aufnahme
S-Boote auf Angriffskurs - Foto: PK-Aufnahme

Da keine Erfolge gegen die Landungsflotte zu erzielen waren, begann der F.d.S. wieder, den Ko

nvoi-Verkehr südlich und östlich von England anzugreifen. Gleich in der Nacht vom 26./27.07.1944 gelang es der 6. SFltl (Kptlt. Matzen) vor Dungeness an einen Kovoi heran zu kommen. „S 97“ (Ob.Strm. Waldhausen) und „S 114“ (Oblt.z.S. Hemmer) versenkten die Frachter „Fort Perrot“ (7171 BRT) und „Empire Beatrice“ ( 7046 BRT) mit 2 FAT. „S 90“ und „S 91“ schossen mehrere Torpedos auf Zerstörer, ohne Treffer zu erzielen. Im Gefecht mit MGBs erhielt „S 90“ einen Treffer im Brennstofftank. Es gab einen Schwer- und vier Leichtverletzte.

 

 

  In der gleichen Nacht fuhr  die 2. SFltl in der Seinebucht einen Vorstoß gegen die Landungsverbände. Sie stieß dabei auf die Geleitsicherung  und nach einer Ramming mit „MTB 430“ in einem Gefecht mit britischen MTBs und einer britischen Fregatte musste „S 182“ gesprengt werden. 17 Mann gerieten in Gefangenschaft, acht Mann fielen, darunter der Kommandant. In das Wrack des „MTB 430“ lief „MTB 412“ hinein und musste ebenfalls aufgegeben werden.

 

 

In der Nacht vom 30./31.07.1944 ging die 6. SFltl mit drei Booten von Dieppe aus zum Stichansatz auf ein Ostgeleit. Auf das Geleit wurden durch „S 97“ (Ob.Strm. Waldhausen), „S 114“ (Kptlt. Hemmer) und „S 91“ (Kptlt. Nolte) sechs FAT geschossen und vier Treffer auf drei Frachtern mit je 3000 bis 4000 BRT gemeldet. Sie versenkten den britischen Frachter „Samwake“ (7219 BRT) und beschädigten die britischen Frachter „Fort Dearborn“ (7160 BRT), „Fort Kaskaskia“ (7187 BRT) und „Ocean Courier“ (7178 BRT).

 

In der Nacht 31.07./01.08. 1944 griffen die Boote der 2. und 6. SFltl britische Zerstörer und MTBs an. Alle geschossenen Zaunkönige waren Frühdetonierer. Im Gefecht mit britischen MTBs erhielt „S 132“ einen Treffer in die Stb-Maschine, es gab drei Verwundete.

 

  In der gleichen Nacht flogen 53 Lancaster-Bomber und 5 Mosquitos einen Bombenangriff gegen die S-Boote in Le Havre, dabei wurden drei außerhalb des Bunkers liegende Boote beschädigt, „S 132“ fiel für 14 Tage aus. Es fiel ein Mann.

 

 

Am 01.08.1944 waren von den vier im Westen operierenden S-Bootflottillen noch 22 Boote vorhanden, von denen 10 kriegsbereit waren. In der Nacht 01./02.08.1944 verlegte die 1. Gruppe der 6. SFltl von Dieppe nach Le Havre. Der geplante koordinierte Angriff von Kleinkampfmitteln und S-Booten für den nächsten Tag wurde durch einen Bombenangriff durch 54 Lancaster-Bomber behindert. „S 39“ und „S 114“ wurden im Hafen versenkt,  „S 91“ und „S 97“ wurden beschädigt.

 

Der Einsatz der Kleinkampfmittel in der Nacht  02./03.08.1944 fand dennoch statt. Die 2. SFltl mit „S 176“, „S 180“, „S 174“ und „S 181“ fuhr einen Vorstoß, dabei kam es zu drei Feindberührungen mit MGBs und einer größeren Einheit. „S 180“ erhielt nach Ausfall der beiden Außenmotoren Treffer und „S 176“ und „S 174“ kollidierten bei Ausweichbewegungen. Bei „S 176“ wurde das Vorschiff über der Wasserlinie eingedrückt. Auf „S 181“ hatte eine Granate die Panzerkalotte durchschlagen. Die Boote konnten aber alle den Hafen erreichen. Es wurde drei Leicht- und vier Schwerverletzte (darunter den Kmdt. „S 180“) an Land gegeben.

 

In der gleichen Nacht liefen die Boote „S 195“ (Lt.z.S. Kehder), „S 196“ (Oblt.z.S. Rathenow) und „S 197“ (Lt.z.S. Fanger) in Ijmuiden als Verstärkung der 8. SFltl ein.

 

In den Nächten 04./05.08. und 05./06.08.1944 erfolgten durch die 2. und 6. SFltl "Dackel"-Einsätze. Alle Schüsse gingen fehl. Hierbei erhielt „S 97“ einen Torpedotreffer im Vorschiff. Der Torpedo detonierte nicht, so dass alle Boote wieder einliefen. 

 

Am 09.08.1944 ging die 2. SFltl mit zwei Booten in See. Sie wurde in ein Gefecht mit Zerstörern  verwickelt. Nach Fehlschüssen wurden sie von JaBos angegriffen. Auf „S 174“ und „S 181“ gab es vier Schwer-  und drei Leichtverletzte. Beide Boote mussten wegen der erlittenen Schäden aKB gestellt werden. Auch S „177“, „S 180“, „S 79“ verschossen Dackel ohne Erfolge.

 

In der Nacht 11./12.08.1944 verlegten die 8. und 10. SFltl von Ijmuiden nach Ostende. Wegen schlechter Sicht mussten mehrere Einsätze der anderen Flottillen abgebrochen werden.  Auch wegen schlechter Sicht musste der gemeinsame Einsatz der 2., 6. und 8. SFltl in der Nacht 12./13.08.1944 abgebrochen werden. Die 10. SFltl fuhr einen Mineneinsatz vor Orfordness, „S 191“, „S 184“ und „S 183“ mussten mehrere Treffer einstecken und es gab einen Gefallenen und einen Schwerverwundeten.

 

Bis zum 18.08.1944 wurden auf Weisung des Ob.d.M. insgesamt 91 Dackel (aus 2  G 7A zusammengesetzte mit 9 kn Geschwindigkeit geradeaus laufende Langstreckentorpedos, die am Ende der Laufbahn Suchschleifen ausführten) verschossen. Belegt sind vier Versenkungserfolge – der alte Kreuzer „Frobisher“, das M-Boot „Vestal“, der Frachter „Iddesleigh“ (5205 BRT) und das Werkstattschiff „Albatros“.

 

Am 15.08.1944 wurde die 8. SFltl nach Boulogne verlegt. In der gleichen Nacht warf die 10. SFltl mit sechs Booten nördlich von Margate Minen.

 

Inzwischen waren die Alliierten am 15.08.1944 in Südfrankreich gelandet. Die Landfront kam immer näher. Zu diesem Zeitpunkt verfügten die Westflottillen 2., 6. 8. 9. und 10. SFltl über insgesamt 33 Boote, von denen aber nur 18 voll verwendungsfähig waren, vier weitere waren fahrklar aber nicht voll einsetzbar. Die 9. SFltl musste die in Brest zur Reparatur liegenden Boote „S 112“ und „S 145“ abschreiben.

 

In der Nacht 19./20.08.1944 verlegten vier Boote der 10. SFltl von Borkum über Ostende nach Boulogne. Sie wurden aus der Luft angegriffen und erlitten Schäden und hatten drei Gefallene, darunter den Kommandanten „S 185“ (StbsObStrm Adam), und mehrere Verwundete.

 

  In der Nacht 20./21.08.1944 sollten die 8. und 10. SFltl mit insgesamt acht Booten ein Ostgeleit angreifen. Sie wurden gleich aus der Luft angegriffen, konnten aber mit leichten Schäden in die Häfen Dieppe und Boulogne zurückkehren. Die 2. SFltl sollte in der gleichen Nacht mit fünf Booten ein Ostgeleit südlich Hastings angreifen.  Sie gerieten nördlich Cap d’Antifer in Gefechte mit drei britischen Zerstörern. Auf dem Rückmarsch wurden sie aus der Luft angegriffen, die Boote konnten aber ohne Schäden wieder in Le Havre einlaufen.  

Auslaufen aus dem Bunker - Foto: PK-Aufnahme
Auslaufen aus dem Bunker - Foto: PK-Aufnahme

In den nächsten Nächten herrsche entweder schlechtes Wetter oder es erfolgten erfolglose Versuche, gegnerische Verbände anzugreifen. Wiederum wurden Minen- und Torpedoeinsätze im Wechsel gefahren. Dabei kam es immer wieder zu Gefechten zwischen den Angreifern und den Sicherungskräften. Die 6. SFltl verlor am 25.08.1944 bei einem dieser nächtlichen Gefechte mit einem britischen Geleitzerstörer und einer britischen Fregatte vor Fécamp das schwer getroffene, brennende „S 91“ durch Selbstversenkung. Ein weiterer Angriff, der sich durch die 8. SFltl mit vier Booten gegen einen Konvoi westlich von Beachy Head richten sollte, schlug auch fehl. Die Boote wurden von einem britischen Geleitzerstörer unter Feuer genommen, „S 701“ musste Treffer nehmen und geriet in Brand. „S 196“ kollidierte mit dem brennenden „S 701“. Beide Boote konnten nach Dieppe einlaufen. Die beiden anderen Boote, „S 195“ und „S 197“, stießen weiter vor, fanden aber keinen Konvoi. Sie gerieten in ein Gefecht mit den MGBs, kehrten aber unbeschädigt nach Dieppe zurück.

 

Die Rotte „S 174“, „S 177“ konnte wegen starker Sicherung nicht nach Le Havre zurück laufen und geriet bei Cap d’Antifer in ein Gefecht der 8. Artillerieträger-Flottille mit einem französichen Geleitzerstörer mit drei MTBs, und einer britischen Fregatte mit drei MTBs und einer britischen Fregatte mit drei US PT-Booten. „S 177“ schoss zwei Torpedos auf den Zerstörer und fischte 80 Überlebende von den Artillerieträgern aus dem Wasser. „S 174“ schleppte den manövrierunfähigen „AF 109“ mit 40 Überlebenden nach Fécamp.

 

In der Nacht 29./30.08.1944 verließ die 2. SFltl als letzter Verband Le Havre, verminte die Hafeneinfahrt und zog sich nach Boulogne zurück. Der Rückzug der Flottillen wurde durch Zerstörer-, MGB- und Luftangriffe erschwert. „S 196“ unter KKpt Zymalkowski erzielte Treffer auf der Brücke des Geleitzerstörers „Cattistock“, die den Artilleriegefechtsstand außer Gefecht setzten und den Kommandanten töteten.

 

In der Nacht 04./05.09.1944 wurde Boulogne aufgegeben. Diesmal war die 10. SFltl der letzte Verband, der den Hafen verlies, nachdem sie die Einfahrt vermint hatten. Auf dem Rückzug südöstlich von Dover kamen die Boote unter Feuer durch die britische Küstenartillerie. „S 184“ schor aus dem Verband aus. „S 191“, „S 186“ und „S 192“ liefen weiter bis Hook van Holland und Rotterdam und weiter durch die Kanäle nach Amsterdam. Dort festgemacht erfuhr das Führerboot, dass „S 183“ mit der Besatzung „S 184“ an Bord in Ostende eingelaufen war. „S 184“ hatte einen schweren Treffer hinnehmen müssen und war nicht mehr zu halten gewesen. Das Boot wurde daher selbst versenkt.

 

 

In der gleichen Nacht verlegte die 8. SFltl von Ostende nach Ijmuiden. Wegen des starken Seegangs lief die Flottille gegen Morgen in Hook van Holland ein.

 

 

  Am 06.09.1944 wurde nach Aufgabe aller Häfen in Nordfrankreich und in Belgien der FdS dem  Marinekommando Nord unterstellt. Die 2. und die 6. SFltl verlegten zurück in die Heimat, die 2. SFltl ging zur Werftüberholung nach Wilhelmshaven, die 6. SFltl sollte ihre alten Boote an die Schnellbootlehrdivision abgeben. Damit war die Zahl der verfügbaren Boote im Westen wieder stark geschrumpft. Die 8. SFltl lag mit fünf kriegsbereiten Booten in Ijmuiden, die 10. SFltl mit fünf Booten in  Amsterdam, die 9. SFltl mit drei Booten in Delfzijl. Die 4. SFltl erhielt den Befehl, drei Boote aus Wilhelmshaven und zwei Boote aus Flensburg in Wesermünde zusammen zu ziehen, wo schon ein Boot lag.

 

 

Die 8. SFltl legte in den Nächten 08./09. und 09./10.09.1944 in der Westerschelde Minen. Ein am Abend des 12.09.1944 angesetzter Versuch der 10. SFltl mit fünf Booten einen Angriff auf einen Konvoi bei Cromer zu fahren scheiterte am schlechten Wetter. Ein Mineneinsatz der 8. SFltl von Rotterdam aus endete damit, dass die Minen unscharf geworfen wurden, da sie wegen des schweren Wetters aus den Schienen sprangen und die Boote gefährdeten. Beide Flottillen wurden auf dem Rückweg in den Einsatzhafen mit Bomben belegt, ohne dass Schäden zu verzeichnen waren.

 

Bis zum 16.09.1944 herrschte schlechtes Wetter, so dass weitere Einsätze nicht möglich waren.  In der Nacht 16./17.09. sollten drei Gruppen zu je drei Booten unter Führung des Chefs 9. SFltl (KKpt v. Mirbach) auf einen Konvoi vor Cromer operieren. Die 3. Gruppe („S 185“, „S 191“ und „S 186“) kehrte wegen eines Ruderschadens auf „S 185“ um, die 1. Gruppe („S 175“, „S 168“ und „S 192“) warf Minen auf dem Geleitweg, die 2. Gruppe („S 200“, „S 701“ und „S 183“) warf Minen vor Haisborough. Da beide Gruppen von Zerstörern beschossen wurden und sie den Geleitzug nicht sichteten, kehrten sie um.  

Fahrmaat - Foto: PK-Aufnahme
Fahrmaat - Foto: PK-Aufnahme
Befehlsübermittler - Foto: PK-Aufnahme
Befehlsübermittler - Foto: PK-Aufnahme
Rudergänger und UK-Funker - Foto: PK-Aufnahme
Rudergänger und UK-Funker - Foto: PK-Aufnahme

Für die Nacht 16./17.09.1944 war der 9. SFltl unter Führung von „S 198“ (KptLt Knapp) die Versorgung Dünkirchen durch vier Boote befohlen worden. Wegen der schlechten Transportlage der zu verbringenden Güter wurde diese Unternehmung um 24 Stunden verschoben. Um 16.17 Uhr schlug wie eine Bombe die Nachricht von der Luftlandung alliierter Truppen in Arnheim ein. Alle Transporte von und nach der Heimat wurden gestoppt. Da die oberste Wehrmachtsführung glaubte, damit sei die Rückeroberung Hollands eingeleitet worden, wurde am 18.09.1944 die Zerstörung der Hafenanlagen von Amsterdam und Rotterdam befohlen. Der F.d.S. meldete dem Admiral Niederlande, dass damit der S-Boot-Einsatz von Holland aus beendet sei.

 

Am Abend  des 18.09.1944 liefen zwei Gruppen der 10. SFltl von Hook van Holland bzw. Vlissingen aus, jedes Boot mit 8 t Munition und Nachschubgütern beladen. Die Boote „S 186“ und „S 185“ sowie „S 198“ und „S 199“ konnten den sie jagenden Zerstörern entkommen und liefen in der Nacht zum 19.09.1944 in Dünkirchen ein. Nach Entladung liefen sie in der gleichen Nacht wieder aus. „S 198“ und „S 199“ hatten den Kommandeur der 22. Infanterie-Division und einige Offiziere seines Stabes sowie vier Schwerverwundete an Bord. Sie erreichten am Morgen den Bunker von Hook van Holland. Auch die anderen beiden Boote erreichten ohne Schäden ihren Einsatzhafen.

 

Um von diesen vier Booten abzulenken, war der Chef 10. SFltl mit drei Booten in See gegangen. Wie aus einer B-Dienstmeldung hervorging, wurden alle drei Boote von der britischen Fregatte „Stayner“ mit den „MTB 724“ und „MTB 728“ gestellt, „S 183“ wurde in Brand geschossen und sank, „S 200“ und „S 702“ kollidierten im Ablaufen und wurden selbst versenkt. Der Chef 10. SFltl (Kptlt. Müller, K.), zwei Kommandanten und 45 Mann wurden gefangen genommen. Neuer Flottillenchef wurde Kptlt. Bludau.

 

 

In der Nacht zum 20.09.1944 verlegte der F.d.S. von Scheveningen nach Den Helder.

Villa Sandhage in Hoge Weg 18, Scheveningen, Sitz des F.d.S.  1942 bis 1944 - Foto: M. S. Laarman
Villa Sandhage in Hoge Weg 18, Scheveningen, Sitz des F.d.S. 1942 bis 1944 - Foto: M. S. Laarman
Villa Sandhage, Sitz des F.d.S., links davon die Offiziermesse 1942 bis 1944 - Foto: M. S. Laarman
Villa Sandhage, Sitz des F.d.S., links davon die Offiziermesse 1942 bis 1944 - Foto: M. S. Laarman
Rest der Telefonbedienanleitung gefunden in Villa Sandhage bei Renovierung 1999 - Foto: M. S. Laarman
Rest der Telefonbedienanleitung gefunden in Villa Sandhage bei Renovierung 1999 - Foto: M. S. Laarman

 Anfang Oktober 1944 hatte die Stärke und Einsatzbereitschaft der Schnellboote in Holland den absoluten Tiefstand erreicht. Die 4. SFltl in Ijmuiden verfügte über die kriegsbereiten Boote „S 202“, „S 201“ und „S 219“, die 10. SFltl über „S 185“ und „S 186“ in Ijmuiden und „S 191“ und „S 192“ in Rotterdam, die 8. SFltl in Rotterdem verfügte über „S 198“ und „S 199“, insgesamt also 9 Boote.

 

In der ersten Oktoberwoche traf die 9. SFltl (Kptlt. v. Mirbach) mit den Booten „S 130“, „S 167“, „S 168“, „S 175“, „S 206“ und „S 207“ in Rotterdam ein. Schlechtes Wetter hatte bis dahin das Auslaufen verhindert bzw. lies die Flottillen frühzeitig ihre Einsätze abbrechen. In der Nacht 07./08.10.1944 lief die 9. SFltl nach einem ersten Auslaufen wegen schlechter Sicht wieder ein. Als sie erneut auslief wurde sie von deutschen Vorpostenbooten unter Feuer genommen und musste Treffer hinnehmen.

 

Schlechtes Wetter verhinderte weitere Einsätze. Erst am 10.10.1944 konnte ein erster Mineneinsatz aller drei Flottillen mit 13 Booten vor der Insel Walcheren durchgeführt werden.

 

Am 19.10.1944 erhielt die 4. SFltl den Befehl, über die Binnenstraßen in die Heimat zu verlegen. Ziel war die Neuausrüstung in Swinemünde und anschließende Verlegung nach Norwegen zusammen mit dem Begleitschiff „Hermann von Wissmann“. Die Verlegung der Flottille  mit „S 201“, „S 202“, „S 203“, „S 204“, „S 205“, „S 219“, „S 220“ und „S 703“ ließ die Zahl der verfügbaren S-Boote an der Westfront wieder drastisch zusammenschmelzen.

 

Wiederum verhinderte schlechtes Wetter bis zum Monatsende weitere Einsätze. Erst am 31.10.1944 wurden durch die 8., 9. und 10. SFltl auf dem Themse-Schelde-Weg und nördlich Dünkirchen Minen geworfen. Mit Anlaufen der britischen Operation „Infatuate“, der Landung auf der Insel Walcheren in der Scheldemündung und Ausschaltung der dort positionierten Küsten-Artillerie, am 01.11.1944 bekamen die Flottillen den Auftrag, gewaltsame Aufklärung mit Torpedoeinsatz gegen alle lohnenden Ziele durchzuführen. Die 8. SFltl verfügte über fünf, die 9. SFltl über vier und die 10. SFltl über drei KB Boote.

 

Bei der 10. SFltl bekam ein Boot Maschinenschaden, so dass die Flottille schon bald wieder umkehren musste. Bei der 8. SFltl bekam „S 198“ Ruderschaden und wurde unter Begleitung von „S 197“ entlassen, so dass nur drei Boote blieben. Bei der 9. SFltl fiel „S 168“ wegen Wassers in der Mittelmaschine aus. Nur die 9. SFltl kam zum Schuss. Beim ersten Angriff auf zahlreiche Schatten wurden keine Treffer erzielt. Beim zweiten Angriff wurde der Motortanker „Rio Bravo“ (1141 BRT) getroffen. Beim dritten Angriff mit den letzten drei Torpedos auf einen auf Nieuport-Reede ankernden Verband wurde der Navy-Trawler „Colsay“  versenkt.

 

In der Nacht 02./03.11.1944 waren die drei Flottillen wieder im Einsatz. In einem Gefecht mit britischen MGBs fiel auf S 185 die 40-mm-Kanone wegen eines Rohrkrepierers aus.  Die Torpedoangriffe blieben ohne bestätigte Ergebnisse. In einem zweiten Ansatz der 9. SFltl konnten keine Ziele ausgemacht werden. Der Einsatz wurde daher abgebrochen.

 

Durch Wetterverschlechterung fanden vom 04. bis 14.11.1944 keine Einsätze statt. Am 15.11.1944 konnte die 8. SFltl unbehelligt Minen vor der Humbermündung werfen. „S 198“ fiel wegen Maschinenschaden aus, „S 197“ hatte eine Ruderhavarie zu verzeichnen, auf „S 194“ mussten die Traglager der Bb-Maschine ausgewechselt werden. Auf „S 198“ wurde durch Seeschlag der Deckel des Stb-Torpedorohres beschädigt.

 

Die 9. SFltl hatte den Auftrag das Wielinger Fahrwasser zu verminen. Durch Gefechtsberührung mit zwei britische Fregatten und MGBs wurde die Verminung verhindert. Auf „S 168“ entstand durch Treffer ein Brand im Vorschiff. Das Boot konnte aber in seinen Ausgangshafen zurückkehren.    

S-Boote mit Kurs Konvoi-Routen - Foto: PK-Aufnahme
S-Boote mit Kurs Konvoi-Routen - Foto: PK-Aufnahme

Bis Ende des Monats November erfolgten wegen des schlechten Wetters keine weiteren Einsätze. Erst in der Nacht 29./30. 11.1944 liefen die drei Flottillen wieder aus. Die 8. SFltl sollte mit fünf Booten ein Ostgeleit mit Torpedos angreifen. Es wurden drei T-5A und sieben FAT auf eine Dampferkolonne gefeuert. Trotz beobachteter Detonationen konnten keine Erfolge beobachtet werden, da die Geleitsicherung die Boote unter Feuer nahm. Alle Boote kamen mit leichten Splitterschäden zurück.

 

Die 9. SFltl legte nach Maschinenausfall auf „S 167“ mit vier Booten auftragsgemäß  ihre Minen. Auch die 10. SFltl hatte mit drei Booten den Auftrag Minen zu werfen, erfolgreich durchgeführt obwohl sie zweimal auf Fregatten stießen, wegen eines Motorenschadens auf „S 191“ war aber kein Torpedoschuss abgegeben worden. 

Im Dezember 1944 war die Wetterlage so ungünstig, dass die S-Boote die ganze erste Monatshälfte hindurch keine Einsätze fahren konnten. Am 12.12.1944 erhielten die 2. und 6. SFltl den Befehl von Wilhelmshaven nach Holland zu verlegen.

 

Am Nachmittag des 15.12.1944 kam es zu einem Bombenangriff durch 17 Lancaster-Bomber auf den Stützpunkt Ijmuiden. Zwei Bomben durchschlugen die Bunkerdecke und „S 168“ wurde zerstört. „S 193“ wurde durch Trümmer eingeschlossen.  „S 195“ wurde so stark beschädigt, dass es nach Emden geschleppt werden musste. „S 702“ und vier weitere Boote wurden so stark beschädigt, dass die ganze 8. SFltl aKB gemeldet wurde. Bei diesem Angriff fielen 13 Mann und fünf Mann wurden verwundet. Die gesamte Versorgungsanlage des Stützpunktes fiel aus.

 

Am 17.12.1944 erging von der Skl die Weisung, die S-Bootswaffe im Raum Holland zu verstärken. Der F.d.S. befahl daher der 4. SFltl, von Südnorwegen zunächst in die Deutsche Bucht und dann nach Holland zu verlegen. Sie war erst am 16.10.1944 nach dorthin befohlen worden und am 09.11.1949 in Kristiansand eingetroffen. Am Abend des 10.11.1944 wurde der Marsch nach Egersund angetreten. Bei Mandal wurde bei schlechter Sicht „S 203“ durch ein eigenes Minenräumboot gerammt und musste nach Übernahme der Besatzung und der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände durch „S 205“, das bei der Übernahmeaktion selbst Schäden nahm, selbst versenkt werden.  „S 205“ musste wegen des schlechter werdenden Wetters nach Kristiansand zurückkehren, wo es ins Dock kam.

 

Die 2. SFltl (KKpt Opdenhoff) und die 6. SFltl (KptLt Matzen)  liefen am 19.12.1944 in Den Helder bzw. Rotterdam ein. In der Nacht 19./20.12.1944 warf die 9. SFltl verstärkt durch zwei Boote der 10. SFltl ein Minenfeld, das allerdings durch Navigationsfehler abseits vom Weg fiel.

 

 

Am 22.12.1944 wurde mit 6 Booten der 6. SFltl, 7 Booten der 9. SFltl und 5 Booten der 8. SFltl eine Verminung des Geleitzugweges Themsemündung – Antwerpen durchgeführt, die 2. SFltl mit 6 Booten sollte einen Angriff auf ein Westgeleit durchführen. Die vor Hoek van Holland lauernden britischen Bewacher nahmen die Boote beim Auslaufen sofort unter Feuer, wobei auf „S 211“ eine Mine zerschossen wurde und auf „S 222“ eine Mine aus ihrem Stuhl fiel und die anderen Minen blockierte. Die Bewacher konnten abgeschüttelt und die Minen auftragsgemäß geworfen werden. Eine Rotte der 10. SFltl, die mit der 9. SFltl operierte wurde von einer britischen Patrouille gestellt und unter Feuer genommen. „S 185“ und „S 192“ wurden versenkt. Während von „S 192“ keiner überlebte, fielen sechs Mann von „S 185“ darunter der Kommandant, 22 Mann gerieten in Gefangenschaft. Am 24.12.1944 sank auf einer der beiden Sperren der britische Frachtdampfer „Empire Path“ mit 6.140 BRT.

 

Am 25.12.1944 blieben die Boote in ihren Stützpunkten. Am 26.12.1944 traf die 5. SFltl aus der Ostsee in Kiel ein, um dann durch den K.W.-Kanal nach Wilhelmshaven zu verlegen, um dort Restarbeiten für die Frontbereitschaft erledigen zu lassen. Dabei hatte „S 132“ Wrackberührung und musste Cuxhaven anlaufen.

 


Am 29.12.1944 flogen 16 Lancaster-Bomber den S-Bootsbunker in Rotterdam mit überschweren Bomben an.  „S 207“ und „S 167“ wurden leicht beschädigt. Es gab zwei Schwerverwundete und einen Leichtverletzten.

 

Zum Jahreswechsel 1944/45 waren die Flottillen im Westen wie folgt aufgestellt:

 

2. SFltl

S 74, S 177, S 180, S 181, S 209, S 210, S 221; S 176 in der Werft in Wilhelmshaven

4. SFltl

S 202, S 204, S 205, S 703; S 219 aKB in Rotterdam, S 201 aKB in Norwegen; S 220 aKB in Wilhelmshaven

6. SFltl

S 211, S 212, S 222, S 223, S 704, S 705; S 706 aKB in Wilhelmshaven

8. SFltl

S 194, S 196, S 197, S 701; S 198 eingeschlossen im Bunker Ijmuiden; S 195 aKB in Emden

9. SFltl

S 130, S 168, S 175, S 206; S 167 und S 207 aKB in Rotterdam; S 112 aKB in St. Peter Port

5. SFlt

S 48, S 67, S 85, S 92, S 98, S 110; S 127 mit Restarbeiten in Wilhelmshaven; S 132 aKB in Wilhelmshaven

10 SFltl

S 191; S 186 aKB in Wilhelmshaven; S 215 und S 224 in EKK-Erprobung

 

Die Bilanz des Jahres 1944 war verheerend: Es waren 19 Handelsschiffe mit 67.111 BRT, ein alter Kreuzer,  eine Fregatte, vier Navy Trawler, drei Navy Schlepper, ein MGB, ein M-Boot, neun Landungsfahrzeuge und ein Phoenix-Senkkasten versenkt worden, zwei Zerstörer wurden torpediert und kamen nicht wieder in Fahrt.

 Die eigenen Verluste betrugen:  174 Gefallene, 38 Schwer- und 69 Leichtverletzte, 53 Gefangene, ein Vermisster.

 

Es gingen 43 Boote verloren: “S 139” und “S 140” durch Minentreffer; “S 91”, “S 136”, “S 147”, “S183”, “S 184”, “S 185”, “S 190”, “S 192”, “S 193” und “S 200” durch/nach Artillerietreffer; “S 39”, “S 84”, “S 87”, “S 93”, “S 100”, “S 114”, “S 129”, “S 137”, “S 138”, “S 142”, “S 143”, “S 144”, “S 146”, “S 150”, “S 169”, “S 171”, “S 172”, “S 173”, “S 178”, “S 179”, “S 187”, “S 188”, “S 189” und “S 198” durch Bombentreffer/Bordwaffentreffer; “S 94”, “S 128”, “S182”, “S 193”, “S 203” und “S 702” durch Kollision. “S 14“ sank vermutlich 1944 im Kanal als Schnellschlepper.

 

 Unter Berücksichtigung der auf anderen Kriegsschauplätzen verloren gegangenen Boote der S-Bootwaffe betrug bei 61 im Jahre 1944 in Dienst gestellten Booten beträgt die Verminderung der Stückzahl zwei Boote.

 

6.2 Schwarzes Meer 1944

 

Am 01.01.1944 standen in Iwan Baba sechs Boote für Einsätze zur Verfügung – „S 26“, „S 42“, „S 47“, „S 52“ und „S 72“. In Konstanza in der Werft befanden sich „S 28“, „S 40“, „S 45“ und „S 51“ - alle aKB. Mit der Ankunft der neuen Boote war noch nicht zu rechnen.

 

Im Januar konnten wegen des schlechten Wetters nur je ein Einsatz gegen den sowjetischen Schiffsverkehr an der Kaukasusküste und einen Mineneinsatz vor Tuaspe durchgeführt werden.

 

Anfang Februar 1944 erhielten „S 40“ und „S 52“ in Konstanza Kalottenbrücken (gepanzerte Brücken), die neuen Boote wurden dort zusammengebaut und in Iwan Baba waren noch vier Boote KB – „S 26“, „S 42“, „S 45“ und „S 49“.

 

Im März 1944 kam es nur zu einem Einsatz vor der Kaukasusküste, wobei ein Gefecht mit sowjetischen Kanonenbooten ausgetragen wurde.

 

Am 08.04.1944 setzte die Rote Armee zum Endangriff auf die Zugänge zur Krim an. Am 12.04.1944, zwei Tage bevor die Sowjets Feodosija besetzten, wurde Iwan Baba endgültig aufgegeben. Da der Abtransport des Personals Vorrang hatte, wurde der Großteil der vorhandenen Minen, Torpedos und Munition gesprengt. Die Flottille verlegte nach Sevastopol.

Iwan Baba heute - Foto: Archiv Axel Awaschke
Iwan Baba heute - Foto: Archiv Axel Awaschke

Am 15.04.1944 erreichte die Rote Armee den Verteidigungsring der Stadt und die S-Boote sahen sich zunehmender Gefährdung durch Luftangriffe und Beschuss durch Artillerie gegenüber. Bis zum 12.05.1944 fuhr die 1. SFltl Geleitsicherung für die Evakuierung der Krim. Am 11.05.1944 war „S 28“ bei einem Luftangriff beschädigt worden. Die Flottille trug dazu bei, dass vom 12.04. bis 08.05.1944 insgesamt 90.260 Soldaten, 15.435 Verwundete, 11.358 Evakuierte und 4.260 Kriegsgefangene von der Krim nach Sulima und Konstanza abtransportiert werden konnten. Durch Bombenangriffe sanken mehrere Schiffe, 16.100 Menschen ertranken.

In den letzten drei Evakuierungstagen 09. bis 11.05.1944 konnten noch 25.697 Soldaten und 6.011 Verwundete evakuiert werden. Die 1. SFltl verlegte am 11.05.1944 nach Konstanza.

 

Im Juni stießen die Boote mehrfach in das Seegebiet westlich und südwestlich der Krim vor ohne jedoch Ziele zu finden. In dieser Zeit waren durchschnittlich 10 Boote einsatzbereit.

 

Im Juli verlegten „S 26“, „S 28“, „S 40“ und „S 42“ nach Sulima, die anderen Boote waren in der Werft. 

Am 19.08.1944 wurden „S 26“ (Lt.z.S. Silies), „S 40“ (Oblt.z.S. Weisheit) und „S 72“ (ObStrm. Deckert) durch einen sowjetischen Luftangriff auf Sulima zerstört. Es fielen 13 Mann. Am 22.08.1944 lief „S 148“ (Oblt.z.S. von Dülong) nördlich von Sulima auf eine Mine und wurde anschließend selbst versenkt. Es traten keine Personalverluste auf. Am 23.08.1944 flogen 62 Bomber, 80 Jagd- und Schlachtflugzeuge einen Angriff auf den Hafen von Konstanza , bei dem „S 42“ (Oblt.z.S. Mohs), „S 52“ (Kptlt. Kaldewey) und „S 131“ (ObStrm. Gurke) zerstört wurden, „S 28“ (Lt.z.S. Neumeier) und „S 149“ (Oblt.z.S. Wülfing) wurden schwer beschädigt. Es fielen drei Mann.

 

Am 23.08.1944 stürzte der rumänische König den Staatsführer Antonescu und proklamierte den Frontwechsel Rumäniens. Der Admiral Schwarzmeer (ASM) befahl der 1. SFltl den Einsatz gegen sowjetische Einheiten, die aus den bereits in sowj. Hand befindlichen Gebieten vorstoßen könnten. „S 51“, „S 49“, „S 45“ und „S 47“ gingen in See, die nicht fahrklaren Boote „S 28“ und „S 149“ wurden selbst versenkt. Das Stützpunktpersonal schlug sich mit LKW auf in deutscher Hand befindliches Gebiet durch.

 

Nachdem vom ASM keine Befehle mehr für die 1. SFltl eingingen, verlegte die Flottille nach Varna/Bulgarien. Nachdem  Bulgarien seine Neutralität verkündete, versenkten sich die vier letzten S-Boote – „S 51“ (Kptlt. Seevers), „S 49“ (Lt.z.S. Bucher), „S 45“ (Oblt.z.S. Lutherer) und „S 47“ (Lt.z.S. Behrens) am 29.08.1944 vor Varna. Am 30.08.1944 versenkten sich die übrigen etwa 200 deutschen Fahrzeuge, die sich nach Bulgarien zurückgezogen hatten. Die Besatzungen der vier S-Boote wurden interniert, konnten aber (mit bulgarischer Billigung) aus dem Lager entweichen und sich über Sofia, Belgrad und Wien nach Saßnitz durchschlagen, wo sie am 21.09.1944 eintrafen und den Stamm für die neue 1. SFltl bildeten.

 

Damit war der Seekrieg im Schwarzen Meer beendet. 

6.3 Ägäis 1944

 

Am 25.01.1944 sollten „S 601“ und „S 603“ von Salamis nach Korfu verlegen. Auf "S 603" fielen alle drei Motoren aus, so dass es mit dem Marschmotor weiter fahren musste. Kurz vor Erreichen der Insel Korfu am 27.01.1944 wurden die Boote von Spitfire-Jägern angegriffen. „S 601“ schoss eine Maschine ab. Beide Boote hatten zahlreiche Treffer erhalten. Auf „S 601“ fielen zwei Mann, ein Mann wurde verwundet; auf „S 603“ gab es zwei Schwer- und zwei Leichtverletzte, darunter der Kommandant.

 

Am 22.02.1944 legten „S 601“ und „S 603“ in Korfu ab. Kurz nach Passieren der Hafensperre gab es auf „S 603“ einen Vergaserbrand mit Feuer im Schiff. Kurz nach dem Löschen erfolgte der nächste Vergaserbrand mit Feuer im Schiff. Die Ausbesserungsarbeiten dauerten einige Tage. Bei der Probefahrt am 26.02.1944 gab es wiederum einen Vergaserbrand. Zwei Mann wurden verletzt. Am 14.03.1944 explodierte auf „S 603“ der Marschmotor beim Anlassen. Es wurde ein Mann schwer und zwei Mann leicht verletzt. Das Boot war stark beschädigt. Alle Antriebsmotoren waren ausgefallen. Mit Hilfe von „S 601“, das den Havaristen teilweise schleppte, konnte „S 603“ vom 23.03. bis 29.03. nach Patras verlegen.

 

Noch am gleichen Tag fuhr „S 601“ ein Unternehmen gegen Partisanen auf der Insel Oxia. Dabei wurde ein Motorsegler mit Benzinfässern beladen gesprengt. Am nächsten Tag fuhr „S 601“ mit einem Motorsegler und „MAL 12“ deutsche Truppen zur Insel, um sie nach Partisanen zu durchkämmen, ohne jedoch welche zu finden. 

„S 604“ lag zu dieser Zeit aKB in der Werft in Salamis, „S 602“ war fahrbereit. Am 31.03.1944 erreichte „S 603" die Werft in Salamis. Nach Torpedo- und Wasserbombenübernahme sowie Kraftstoffergänzung liefen „S 601“, „S 602“ und „S 603“, das wiederum geschleppt werden musste aus. Über Chalkis und Volos verlegten sie – „S 601“ ab Volos im Schlepp eines Frachtdampfers, die beiden anderen Boote als Sicherung - nach Saloniki, wo sie am 18.04.1944 ankamen.

 

Im September 1943 war in Eckernförde die 21. SFltl (Kptlt. Wuppermann, ab 01.03.1944 Kptlt. Graser) gebildet worden. Ihr wurden LS-Boote zugeteilt. Am 01.05.1944 traf die Flottille mit den ersten vier Booten – „LS 7“ (ObStrm.Schipke), „LS 8“ (ObStrm. Klaiber), „LS 9“ (ObStrm. Huckebrink), „LS 10“ (ObStrm. Breitschuh) - in Athen ein. Die Boote mussten erst noch einsatzbereit gemacht werden. 

„LS-7“ in der Ägäis - Bilder: Sammlung P. Schenk
„LS-7“ in der Ägäis - Bilder: Sammlung P. Schenk

Der Chef 1. S-Div. beabsichtigte, die Boote von Korfu aus offensiv gegen alliierte Geleitzüge in der Otranto-Straße einzusetzen. Mangel an Sicherungsfahrzeugen führte dann allerdings dazu, dass der Admiral Ägäis die vier Boote auch tagsüber Geleitschutz fahren ließ. Im Juni 1944 lagen die vier Boote in Rhodos, dann drei Boote in Phaleron – „LS 8“ lag aKB in Leros. In der zweiten Hälfte des Monats Juli 1944 verlegten die Boote nach Phaleron, Arteni und Piräus. Vorbereitungen für einen Stützpunkt auf Korfu begannen.

 

Ende Juli 1944 erhielt die Flottille mit „LS 11“ (StbsObstrm. Henseleit) ihr fünftes Boot. Das sechste Boot, „LS 12“, fuhr noch Erprobungen in der Heimat, wurde am 12.07.1944 abgeliefert und für den Transport in die Ägäis vorbereitet,  kam aber wegen der militärischen Lageentwicklung nicht mehr in die Ägäis. Es wurde in Jugoslawien gestoppt und kam als Versuchsboot zur Torpedoversuchsanstalt. Es wurde russische Kriegsbeute.

  

Am 01.10.1944 operierten“LS 7“, „LS 9“ und „LS 10“ von der Insel Leros aus. „LS 8“ und „LS 11“ lagen in Behebung von Schäden in der Werft in Athen.

 

Am 10.10.1944 wurden „LS 8“, „LS 9“ und „LS 11“ wegen Aufgabe der Ägäis vor Athen-Phaleron gesprengt. „S 10“, das einzige fahrklare Boot, schloss sich einem Geleit nach Saloniki an. Vor dem Hafen von Volos wurde „LS 10“ am 14.10.1944 von einer Bombe getroffen und sank.

 

Das Flottillenpersonal trat am 12.10.1944 den Marsch nach Norden an. Es wurde am 18.10.1944 bei Skopje vom XXII. Gebirgskorps aufgefangen. 74 Mann mit Spezialausbildung für S-Boote konnten auf Fürsprache mit einer Ju 52 in die Heimat gelangen, 200 Mann verblieben im Landeinsatz.

 

„LS 7“ unternahm eine beachtenswerte Alleinfahrt zur nördlichen Adria. Beim Umfahren einer Minensperre geriet das Boot am 13.10.1944 auf eine Sandbank bei der Insel Grado. Die Besatzung stieg aus und schlug sich zum Stützpunkt Palmanova durch. Am 14.10.1944 wurde das hoch auf dem Sand liegende Boot durch britische JaBos zerstört.

 

Am 15.12.1944 beantragte der F.d.S. die Auflösung der 21. SFltl.  

6.4 Adria 1944

 

In der Nacht 08./09.01.1944 operierten „S 55“ und „S 36“ von Cattaro aus gegen Partisanen-Schiffsverkehr. Sie kaperten zwischen den Inseln Hvar und Brac zwei Motorsegler mit Kraftstoff und Munition. Die Boote wurden gesprengt, nachdem die Besatzung übernommen worden war. Im Morgengrauen beschossen die S-Boote den Hafen der Insel Vis. Die Partisanen schossen zurück, ohne jedoch zu treffen.

 

In der Nacht 09./10.01.1944 waren „S 55“ und „S 36“ wieder im Einsatz. Sie beschossen den Hafen Komiza auf der Insel Vis. Sie stoppten einen Motorsegler, der Waffen, Munition und Proviant beförderte. Er wurde als Prise genommen und nach Velalucca geleitet. Beim Ansteuern der Bucht an der Westseite der Insel Korcula wurden die Boote von britischen Jagdbombern angegriffen. Auf „S 55“ fiel die Bb-Maschine durch Splitterwirkung aus, auf „S 36“ fielen zwei Mann. Kurz darauf griff eine ganze JaBo-Staffel an, der Motorsegler geriet in Brand, die Ladung explodierte. Am Nachmittag griffen britische JaBos in zwei Wellen erneut die Boote an. „S 55“ (Oblt.z.S. Weber) erhielt Treffer und geriet in Brand, die Reservetorpedos explodierten, das Boot war nicht mehr zu halten und sank. „S 36“ übernahm die Besatzung von „S 55“ und des Motorseglers und lief abends nach Cataro ein. Anschließend musste es nach Pola in die Werft.

 

Die 11 Boote der 3. und 7. SFltl wurden bei ihrer Überführung aus dem westl. Mittelmeer in die Adria durch das extreme Niedrigwasser des Po gestoppt. Erst nach Beendigung von erforderlichen Baggerarbeiten bei Piacenzia konnte die Überführung fortgesetzt werden.

 

Im Februar 1944 konnten wegen des geringen S-Boot-Bestandes keine Einsätze durchgeführt werden, ein Sicherungsauftrag konnte wegen schlechten Wetters nicht ausgeführt werden. Die ersten 6 Boote der 24. SFltl trafen Ende Februar in Venedig ein.  Die 11 Boote der 3. und 7. SFltl aus dem westl. Mittelmeer trafen am 07.03.1944 in Venedig ein, wo sie zunächst wieder zusammen gebaut werden mussten.

 

In der Nacht 15./16.03.1944 verlegten „S 36“ und „S 61“ mit dem Fltl-Chef an Bord von Pola nach Cattaro und fuhren in der darauf folgenden Nacht einen Vorstoß in das Seegebiet zwischen den Inseln Mljet, Lagosta und Glavat, dabei wurde ein Motorfischkutter mit Artillerie versenkt.

 

Im April fanden vier Vorstöße mit zwei bzw. drei Booten statt („S 30“, „S 33“ und „S 36“). Es kam kein Gegner in Sicht. 

„S 626“ nach Bombentreffer in Monfalcone - Bild aus Dallies-Labourdette: „Die deutschen Schnellboote“
„S 626“ nach Bombentreffer in Monfalcone - Bild aus Dallies-Labourdette: „Die deutschen Schnellboote“

Am 14.04.1944 war nur noch „S 30“ einsatzbereit. Die Boote der 7. SFltl waren noch nicht wieder zusammengebaut, die Boote der 24. SFltl litten unter ständigen Motorenstörungen. „S 54“ lag noch immer in Saloniki. Am 22.04.1944 lief „S 54“ (Oblt.z.S. Schmidt) auf dem Verlegungsmarsch nach Cattaro vor Kap Leukas auf eine Mine. Das Achterschiff wurde abgerissen, das Boot blieb aber schwimmfähig und wurde eingeschleppt. Es fielen drei Mann, fünf Mann wurden verwundet. Das Boot ging nach Salamis in die Werft.

 

Im Mai 1944 fuhren „S 30“, „S 36“ und „S 61“ mehrere Einsätze, bei denen es ihnen am 11.05.1944 gelang, ein Küstenmotor-Passagierschiff zu versenken. Die Versuche eine Gruppe der 12. R-Fltl durch die Straße von Otranto zu geleiten missglückten, da die Boote immer wieder auf britische Zerstörer stießen, die sofort das Feuer eröffneten.

„S 155“ in einem Hafen an der Adria - Archiv: Eric-Jan Bakker
„S 155“ in einem Hafen an der Adria - Archiv: Eric-Jan Bakker

Die ersten fertig gestellten Boote der 7. SFltl –  “S 153”, “S 155”, “S 156”, “S 157” und “S 158” - liefen in Split ein. In der Nacht 31.05./01.06.1944 konnten sie vor der Insel Lissa in Artilleriegefechten drei Motorkutter, ein Küstenmotorschiff und einen kleinen Tanker versenken. Die Überlebenden (159 uniformierte Engländer, Kroaten, Serben und Italiener, ein US Lightning-Pilot, 37 Frauen und fünf Kinder) wurden an Bord genommen.

„S 158“ bei der Torpedoübernahme - Archiv: Heinz Kloetzke
„S 158“ bei der Torpedoübernahme - Archiv: Heinz Kloetzke

 In der nächsten Nacht versenkten sie im Artilleriegefecht zwei voll besetzte und einen leeren Motorkutter, die Überlebenden (77 Partisanen, zwei britische Fallschirmjäger, 50 Frauen und 24 Kinder) wurden aus dem Wasser gefischt.

 

Bei einem Vorstoß am 11./12.06.1944 stießen „S 156“, „S 155“, „S 153“ und „S 157“ überraschend auf die zwei britische Zerstörer HMS "Blackmore" und HMS "Eggesford", die sofort das Feuer eröffneten. „S 153“ (Oblt.z.S. Rautenberg) wurde von einem Zerstörer zusammengeschossen und sank bei der Insel Hvar mit dem Gros der Besatzung. 10 Mann wurden von HMS „Eggesford“ gerettet.

S-Boote des Typs „S 151“ in der Adria - Bild: aus Connelly/Krakow: Schnellboot in Action
S-Boote des Typs „S 151“ in der Adria - Bild: aus Connelly/Krakow: Schnellboot in Action

Am 24.06.1944 sicherten „S 157“ und „S 154“ das alte jugoslavische Torpedoboot „T 7“. Bei der Insel Cocoglari griffen drei britische MTBs den Verband an. Zwei Torpedos gingen fehl. „T 7“ wurde im Artilleriegefecht in Brand geschossen.  Da die britischen MTBs den deutschen Booten artilleristisch überlegen waren, konnten sie unbeschädigt ablaufen. „S 157“ und „S 154“ retteten 21 Mann darunter 11 Verwundete.

 

Am 01.07.1944 waren in Grado fahrklar die italienischen Beuteboote „S 621“ (ObFhnr.z.S. Rolow†)), „S 627“ (ObStrm. Jahraus*)), „S 628“ (Lt.z.S. Overwaul) und „S 629“ (Lt.z.S. Müller, E.G.), die am 14.04.1944 beim Luftangriff  beschädigten Boote „S 623“ und „S 626“ waren noch nicht repariert und die Boote „S 601“, „S 602“ und „S 604“ lagen in Saloniki.

 

Durch den alliierten Vormarsch in Italien und durch den Rückzug aus dem Balkan wurde das Operationsgebiet der S-Boote immer weiter eingeengt, die alliierten Seestreitkräfte wurden durch die RAF und die USAF unterstützt, so dass sie alle Rückzugsgeleite der deutschen Seite angriffen. Die als Sicherung abgestellten S-Boote konnten die Angriffe brit. Seestreitkräfte nicht wirklich verhindern. Am 06. und 11.07.1944 landeten britische Kommandotruppen auf den Inseln Hvar und Brac und zwangen die Deutschen zur Aufgabe.

 

Am 24.07.1944 sicherten die Boote der 7. SFltl ein Geleit, als sie angreifende brit. MTBs abdrängten, feuerten die MTBs Torpedos auf die deutschen S-Boote. Beim Ausmanövrieren der Torpedos rammte „S 155“ das Boot „S 154“. Im Artilleriegefecht mit den MTBs nahm „MTB 372“ Treffer, es waren Explosionen und Rauchentwicklung zu beobachten. Das Boot wurde später von britischen JaBos versenkt. „S 154“ musste aKB gestellt werden.

"S 151" in Venedig - Bild: Archiv Heinz Kloetzke
"S 151" in Venedig - Bild: Archiv Heinz Kloetzke

Am 26.07.1944 wurde „S 151“ (Lt.z.S. Pankow) durch Artillerietreffer schwer beschädigt, das von ihm gesicherte Motorschiff "Vega" ging verloren. Auf „S 151“ fielen fünf Mann und fünf Mann wurden verwundet. 

 

Am 09.08.1944 wurde die Rotte „S 623“ und „S 626“ von drei JaBos angegriffen. Beide Boote wurden mehrfach getroffen. Auf „S 623“ fielen drei Mann, es gab einen Schwer- und fünf Leichtverletzte, ein Mann erlag seinen Verletzungen, auf „S 626“ wurden zwei Mann schwer und sechs Mann leicht verletzt.

 

Am 19.08.1944 geriet die 3. SFltl in ein Gefecht mit britischen Seestreitkräften. Dabei wurde „S 57“ (Oblt.z.S. Buschmann) so stark beschädigt, dass es gesprengt werden musste. Zwei Mann fielen, neun Mann wurden verwundet. Auf „S 30“ fiel ein Mann und auf „S 58“ und „S 69“ gab es jeweils einen Verwundeten.

Inspektion durch den F.d.S. in Venedig - Bild: Archiv Heinz Kloetzke
Inspektion durch den F.d.S. in Venedig - Bild: Archiv Heinz Kloetzke

Am 01.09.1944 übernahm Kptlt. Müller, A. die 3. SFltl. Am 13.10.1944 fusionierten die 3. und 7. SFltl, die beiden Chefs Kptlt. Müller, A. und Kptlt. Trummer wurden versetzt. Aus der bisherigen 3. SFltl wurde die 1. Gruppe der neuen Flottille (Oblt.z.S. Backhaus) mit den Booten „S 30“, „S 36“, „S 58“, „S 60“ und „S 66“, aus der bisherigen 7. SFltl wurde die 2. Gruppe (Oblt.z.S. Buschmann) mit „S 151”, „S 152”, “S 154”, “S 155”, “S 156”, “S 157” und “S 158”. Aus der bisherigen 24. SFltl wurde am 25.10.1944 die 3. Gruppe (Oblt.z.S. Bollenhagen) mit „S 621“, „S 623“, „S 626“, „S 627“, „S 628“ und „S 629“ (ex „MS 76“) dazu kam ab 04.12.1944 „S 630“ (ex „MS 75“).

 

Im Oktober 1944 fuhr die 1. Grp. der 3. SFltl zwei Einsätze gegen Schiffsverkehr vor Ancona, ohne Ziele zu sichten. Ein Offensivunternehmen mit acht S-Booten, dem Torpedoboot „TA 40“ und den U-Jägern „UJ 202“ und „UJ 208“ am 10. /11.10.1944 gegen die Hafenanlagen von Zapuntello auf der Insel Molat und der Funk- und Signalstation Punta Banastra wurde planmäßig durchgeführt. Die Einrichtungen wurden zerstört, die in den Hafen geschossenen Torpedos detonierten aber nicht bis auf einen. Die 1. Grp. zerstörte in der Bucht von Punta Luccina eine neu gebaute Zementpier. „S 626“ erhielt vor Zapuntella einen 4-cm-Treffer ins Vorschiff unter der Wasserlinie und wurde von „UJ 202“ abgeschleppt.

 

Am 18.10.1944 bekam die 24. SFltl den Auftrag, Sprengboote (Linsen) in der Adria zum Einsatz zu bringen. Ihr wurde dazu „S 630“ (ex „MS 75“) unterstellt. „S 626“, „S 630“ und „S 629“ setzten unbemerkt die Linsen aus. Am 20.10.1944 wurde der Auftrag, ein Marineeinsatzkommando (MEK) nach Lissa zu bringen, verschoben, weil die Geräte nicht eingetroffen waren. Als die Geräte am 21.10. eintrafen, verhinderte schlechtes Wetter die Operation. Auch ein weiterer Einsatz eines MEK gegen eine Pipeline und eine Brücke bei Fano am 232.10.1944 wurde wegen des Wetters abgesagt. Am 25.10.1944 verlegten die Boote nach Grado, S 630 verlegte nach Venedig.

 

Am 25.10.1944 verlor die 2. Grp. der 3. SFltl bei einem Luftangriff von Mosquito-Bombern auf Sibenik „S 158“. Zwei Mann fielen, zwei Mann (darunter der Kmdt. StObStrm. Hertwig) wurden schwer und vier Mann wurden leicht verletzt. 

Wrack von "S 158" - Bild: Archiv Heinz Kloetzke
Wrack von "S 158" - Bild: Archiv Heinz Kloetzke

„S 156“ wurde so stark beschädigt, dass es aKB gestellt werden musste.

 

Im November 1944 war das Wetter so schlecht, dass an zehn Tagen kein S-Booteinsatz möglich war. Am 02.11.1944 wurden auch zwei S-Boote eingesetzt, um nach Überlebenden von der Versenkung des Torpedobootes „TA 20“ und der U-Jäger „UJ 202“ und „UJ 208“ zu suchen, wegen des groben Seegangs mussten sie aber umdrehen. Am nächsten Tag wurden noch 17 Überlebende geborgen.

 

Am 18.11.1944 diente die 3. Grp. der 3. SFltl wiederum dem Aussetzen eines MEK, diesmal bei Lussin. Auf dem Rückmarsch rammte „S 628“ das Vorschiff von „S 627“. „S 627“ musste, da der Schaden nur notdürftig repariert worden war, am 19.11.1944 bei einem weiteren Aussetzen eines MEK wegen des Wetters vorzeitig umkehren. Auf „S 628“ fielen zwei Motoren aus und das Boot musste ebenfalls umkehren. Daher wurde der Einsatz abgebrochen.

 

Erst am 19.11.1944 konnten „S 60“, „S 61“, „S 58“ und „S 30“ von Pola in See gehen, um einen Vorstoß gegen vermuteten Schiffsverkehr vor Ankona zu fahren. „S 60“ versenkte das vor Anker liegende Motorschiff "Stella" (162 BRT), „S 61“ beschoss den Schoner "Adua" (148 BRT) und sprengte ihn schließlich.

 

In der Nacht 22./23.11.1944 legten „S 60“, „S 61“, „S 58“ und „S 30“ eine Minensperre vor Catolico/Pesaro. In der gleichen Nacht fuhr die 3. Grp. mit vier Booten ein vergebliches Unternehmen. Es musste wegen des Wetters abgebrochen werden. 

 

In der Nacht 23./24.11.1944 dienten „S 629“, „S 154“ und „S 157“ als Fernsicherung für einen Verband aus dem Minenleger "Fasana" und den Torpedobooten „TA 40“ und „TA 45“.

 

In der Nacht 24./25.11.1944 fuhr die 3. Grp. mit fünf Booten Sicherung für einen Vorstoß mit 16 Sturmbooten gegen Melada und Isto. Schlechtes Wetter zwang zum Abbruch.

 

Im Dezember 1944 war das Wetter noch schlechter als im November, an 17 Tagen konnten die S-Boote nicht auslaufen. Die Boote der 3. Grp. „S 623“, „S 626“, „S 627“, „S 628“ und „S 629“ gingen am 03.12.1944 in die Werft nach Monfalcone. Die Überholungs- und Reparaturarbeiten wurden durch ständige Fliegeralarme gestört. Als die Boote wieder nach Pola zurück kamen war entweder das Wetter zu schlecht oder die Boote hatten Motorenprobleme, so dass keine Einsätze gefahren wurden. Am 04.12.1944 wurde „S 630“ der 3. Grp. unterstellt.

Die 9 Boote der 1. und 2. Grp. fuhren in der Nacht 03./04.12.1944 einen Einsatz gegen den vermuteten Landungsverkehr bei Lussin. Sie stießen ins Leere.

 

In der Nacht 07./08.12.1944 sicherten „S 30“. „S 33“, „S 36“, „S 58“, „S 151“, „S 152“, „S 154“, „S 156“ und „S 157“ eine Minenlegeoperation des Minenlegers „Fasana“ und der Torpedoboote „TA 45“ und „TA 40“ in der Zarastraße.

"S153" im Hafen von Rotterdam - Foto: Archiv Kloetzke
"S153" im Hafen von Rotterdam - Foto: Archiv Kloetzke

Ein Angriff mit drahtgelenkten Sprengbooten auf angeblich bei Sibenik liegende alliierte Einheiten in der Nacht 15./16.12.1944 ging ins Leere.

 

Am 17.12.1944 beschossen drei britische Zerstörer und drei MGBs den Hafen der Insel Lussin. In einem Gefecht mit britischen MGBs gab es zwei Verwundete auf „S 152“. 

 

Daneben sicherten die S-Boote mehrfach Kleintransporte, mit denen deutsche Stützpunktbesatzungen nach Norden abtransportiert und Insel evakuiert wurden.

 

Am Ende des Jahres 1944 bestanden die 3 Gruppen der 1. S-Boots-Division in der Nordadria aus folgenden Booten:

 

1. Gruppe

S 30, S 33, S 36, S 58

einsatzbereit in Pola

S 60, S 61

aKB in der Werft Pola

2. Gruppe

S 151, S 152, S 154, S 156, S 157

einsatzbereit in Venedig

S 155

aKB in der Werft in Pola

3. Gruppe

S 621, S 623, S 626, S 628, S 630

einsatzbereit in Grado

S 627, S 629

aKB in der Werft Mofalcone

 

6.5 Ostsee 1944

 

Angesichts der erfolgreichen Winteroffensive der Sowjetarmee gegen die Heeresgruppe Nord und des Falls von Nowgorod am 20.01.1944 sowie der Aufgabe der Stadt Luga am 12.02.1944 sah die Skl die Gefahr der Aktivierung der sowjetischen Baltischen Flotte  im Finnischen Meerbusen. Daher wurde die sofortige Verlegung der 6. SFltl (Korv.Kpt. Obermaier) von Ijmuiden in die Ostsee befohlen.

 

Die Flottille bestand zu diesem Zeitpunkt aus 10 Booten:

 

S 39

Lt.z.S. Brandi

 

S 76

Kptlt. Matzen

 

S 79

Oblt.z.S. Korn

 

S 90

Lt.z.S. (KrO) Zillmann

 

S 91

Oblt.z.S. Nolte

 

S 97

Kptlt. Schnebel

 

S 114

Oblt.z.S. Nitsche

 

S 128

Oblt.z.S. Rindfuß

Einbau 40-mm in Rotterdam

S 132

Kptlt. Witt

 

S 135

Oblt.z.S.d.Res. Licht

Einbau 40-mm in Rotterdam

 

Nach Fertigstellung der Boote „S 128“ und „S 135“ wurden diese für einen Einsatz der 2. SFltl unterstellt. Dabei ging „S 128“ (Oblt.z.S. Rindfuß) am 23.02.1944 durch Kollisison mit „S 94“ (Oblt.z.S. Bosenuik) verloren. 

Die ungünstige Wetterlage bewirkte, dass die Flottille mit sieben Booten erst am 15.02.1944 in Reval einlief. Ein Wetterumschwung sorgte für die Vereisung des Finnenbusens, so dass die Boote nach Libau zurück genommen wurden.

 

Am 07.03.1944 verlegte die Flottille mit Begleitschiff "Carl Peters" (Oblt.z.S. Reuthal) nach Reval-Kopli und Ende März in das finnische Schärengebiet bei Luwista. Die Flottille wurde vorwiegend gegen Bewacher und Kleinbootverbände eingesetzt, da es keine torpedowürdigen Ziele gab. Dabei kam es zu häufigen Artilleriegefechten.

Am 14.05.1944 versenkte die 6. SFltl bei einem Gefecht östlich der Insel Sejkari das sowjetische Wachboot „MO-122“. Am 26.05.1944 meldete die Flottille wiederum die Versenkung eines Bewachers.

Als am 06.06.1944 die alliierte Landung in der Normandie erfolgt war und am 14.06.1944 in Le Havre 14 Schnellboote einem alliierten Bombenangriff zum Opfer gefallen waren, wurde die 6. SFltl an die Westfront zurück beordert. 

 

Am 16.06.1944 ging die 6. SFltl mit 8 Booten von Helsinki aus in See. "Carl Peters" blieb in Reval, S 79 in der Werft in Libau. Am 19.06.1944 wurde Cuxhaven angelaufen. Erst am 25.06.1944 ließ das Wetter die Verlegung nach Ijmuiden zu. „S 39“ hatte unterwegs Motorschaden und wurde zusammen mit „S 135“ nach Cuxhaven entlassen.

 

Da die Skl den F.d.S. aufgefordert hatte, Vorschläge zu machen, wie er für eine S-Boots-Präsenz in der Ostsee sorgen wolle, schlug er vor, aus den Beständen der S-Boot-Lehrdivision eine Flottille von acht Kalottenbooten (Boote mit gepanzerter Brücke) zu bilden.

 

Zu den bereits bestehenden S-Boot-Schulflottillen war am 15.06.1944 die 3. S-Schul-Fltl (Kptlt. Siems) gebildet worden. Die im März 1944 gebildete 10. SFltl (Kptlt. Müller, K.) betrieb mit den älteren Booten „S 65“, „S 67“, „S 80“ und „S 85“ und den Neubauten „S 183“, „S 185“ und „S 191“ gestützt auf Swinemünde Ausbildung. Das am 07.06.1944 in Dienst gestellte „S 192“ lag für Restarbeiten in Travemünde.

"S 65" bei einer Ausbildungsfahrt in der Ostsee - Foto: Archiv E. Skjold
"S 65" bei einer Ausbildungsfahrt in der Ostsee - Foto: Archiv E. Skjold

Am 15.06.1944 trafen in Saßnitz vier finnische Bootsbesatzungen ein, die die Boote „S 64“, „S 83“, „S 99“ und „S 117“ übernehmen sollten. Ebenfalls zur Abgabe an das verbündete Rumänien waren die Boote „S 86“, „S 89“, „S 92“ und „S 98“ vorgesehen. Die Abgabe von acht Booten in dieser Phase des Krieges stellte einen erheblichen Aderlass dar. Die politische und militärische Entwicklung ließ es aber nicht so weit kommen, die für Rumänien vorgesehenen Boote blieben im Besitz der KM. Die für Rumänien vorgesehenen Boote waren schon auf der Donau, wurden gestoppt und vorübergehend der Donauflottille zugeführt ehe sie wieder in die Ostsee verlegten.

"S 85" in einem Ostseehafen - Foto: Archiv E. Skjold
"S 85" in einem Ostseehafen - Foto: Archiv E. Skjold

Die Skl drängte auf Entsendung einer S-Flottille in die Ostsee. Der F.d.S. entsandte schließlich die 5. SFltl, von der nur noch „S 112“ im Dienst war. Die 5. SFltl (Kptlt. Holzapfel) musste am 03.07.1944 praktisch neu in Dienst gestellt werden. Sie bekam von der 10. SFltl die Boote „S 65“, „S 67“ und „S 80“. Von der 2. S-Schul-Fltl kamen „S 120“ und „S 68“; von der 3. S-Schul-Fltl kam „S 85“. Als Begleitschiff erhielt die 5. SFltl "Hermann von Wissmann" (Kptlt. Jakobsen).

 

Die 5. SFltl ging mit „S 65“, „S 67“ und „S 80“ zusammen mit dem Begleitschiff am 12.07.1944 in See, um nach Finnland zu verlegen. Die Besatzungen waren schlecht ausgebildet. Die Boote waren materiell nicht 100 % einsatzbereit. „S 85“ blieb mit Propellerproblemen zurück. Als Liegeplatz war die Bucht westlich von Stroemslandet vorgesehen.

 

„S 68“, „S 110“, „S 116“ und „S 120“ lagen zur Motorenüberholung in Stettin. Ende Juli verlegten „S 68“, „S 85“ und „S 120“ von Libau nach Helsinki, „S 110“ und „S 116“ erhielten in Gotenhafen eine 40-mm-Kanone.

Die Boote operierten zunächst von Helsinki, dann von Hamina, ohne dass sie lohnenswerte Ziele fanden. Sie wurden zumeist im Überwachungs- und Minendienst eingesetzt. 

 

Am 30.08.1944 erhielt die 5. SFltl den Auftrag, mit allen fünf Booten Wasserbomben auf die Untergangsstelle von U 250 zu werfen, um das Boot zu zerstören. Das U-Boot war allerdings schon von den Sowjets gehoben worden. Auf dem Rückweg lief „S 80“ (ObStrm. Borkenhagen) auf eine Mine und sank mit fünf Männern der Besatzung. 

Am 02.09.1944 erklärte der finnische Ministerpräsident den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland und forderte Deutschland auf, seine  Truppen aus Finnland zurück zu ziehen. Daher verlegten die 5. SFltl und "Hermann von Wissmann" am 02.09.1944 nach Baltischport (Padilski). Am 14.09.1944 begann die Offensive der Sowjetarmee auf die Heeresgruppe Nord.

 

Am 22.09.1944 wurde Reval aufgegeben und die 5. SFltl verlegte nach Windau.

Am 14.09.1944 lief die 5. SFltl mit vier Booten aus, um den Stützpunkt der 1. finn. SFltl zu verminen. Die Minen wurden planmäßig vor Kotka geworfen, allerdings hatten die Finnen das Werfen der Sperre beobachtet und konnten daher nicht am Auslaufen von Kotka gehindert werden. Das Minenwerfen war eine Maßnahme im Rahmen der Operation "Tanne Ost", der Besetzung der Insel Hogland. Das deutsche Landungscorps musste sich allerdings den Finnen ergeben. Der Angriffsplan erreichte die 5. SFltl so spät, dass sie die finn. S-Bootsangriffe nicht abwehren konnte.

 

Am 16.09.1944 unternahm die 5. SFltl von Reval aus einen Vorstoß in Richtung Hogland, ohne dass sowjetische Schiffe in Sicht kamen. Eine finnische S-Bootsgruppe fuhr vorbei, ohne dass es zu einem Schusswechsel kam. 

Am 17.09.1944 wurden durch die 5. SFltl Marineangehörige von der Insel Pein Tytarsaari abgeholt, darunter der Chef der 7. Artillerieträger-Flottille, die an der Operation"Tanne Ost" teilgenommen hatte.

 

Am 18.09.1944 sicherten die Boote der 5. SFltl das Lazarettschiff "Oberhausen", es sollte ein deutsch-finnischer Gefangenenaustausch stattfinden. Die finnischen Boote erschienen aber nicht.

 

Am 17.09.1944 befahl das OKM dem F.d.S., die 2. S-Schul-Fltl sofort für den Einsatz im Osten abzustellen. Diese meldete, dass die Boote und das Begleitschiff "Tsingtau" am 19.09.1944 auslaufklar sein würden. Die Verlegung wurde dann aber erst am 29.09.1944 befohlen. 

 

Am 01.10.1944 waren in Windau die Boote „S 64“, „S 76“, „S 81“ und „S 135“ verfügbar, als der Chef der 2. S-Schul-Fltl, Kptlt. H.H. Klose, in Windau einlief, wurde das neuere Begleitschiff "Hermann von Wissmann" wegen der erhöhten Luftbedrohung in die Heimat zurück verlegt. Die 2. Gruppe der 2. S-Schul-Fltl betrieb weiterhin Ausbildung von Swinemünde aus.

 

In der Folgezeit fuhren die 5. SFltl und die 1. Gruppe der 2. S-Schul-Fltl gemeinsam zahlreiche Aufklärungsfahrten und warfen in vielen Nächten Minensperren. Auf einem Vorstoß in die Rigaer Bucht wurde S 110 am 26.10.1944 durch sowjetische Flieger angegriffen und musste zahlreiche Einschüsse hinnehmen.

 

Im September und Oktober 1944 gingen zahlreiche sowjetische Schiffe auf den Sperren verloren: ein U-Boot, vier Minensucher, drei Räumboote, drei Wachboote, fünf Schnellboote, zwei Schlepper und ein Kanonenboot.

Am 29. und 30.09.1944 warfen die beiden Flottillen erneut Minen. Ein Vorstoß ins Seegebiet bei Dagö und Ösel verlief ohne Feindberührung. Die Insel Dagö musste am 03.10.1944 aufgegeben werden, am 05.10.1944 landeten die Sowjets auf Öland. Am 18.11.1944 begann der Angriff auf die Halbinsel Sworbe.

 

Am 01.11.1944 lagen die Boote der 1. SFltl weit verteilt: Nur noch ein Boot, „S 65“, war einsatzbereit in Windau. „S 68“ und „S 116“ lagen aKB in Gotenhafen, S67 und S 120 in Stettin, S 85 in Königsberg, S 110 in Danzig. Von der 2. SSchul-Fltl waren S 64, S 69, S 76, S 81, S 99 und S 117 einsatzbereit in Windau, S 83 und S 113 lagen in Swinemünde.

 

Die 5. SFltl fuhr am 18.11.1944 mit vier Booten Aufklärung vor Sworbe. Sie stieß auf einen Verband aus sechs Motorkanonenbooten und 14 Kleinfahrzeugen. Als sie diese angriffen, gerieten sie unter Feuer von Einheiten, die sich unbemerkt genähert hatten. „S 69“ und „S 65“ griffen den zuerst gesichteten Verband mit Torpedos an, alle gingen daneben. „S 68“ und „S 116“ griffen den anderen Verband an. Eine Gruppe sowjetisher Schnellboote griff in das Gefecht ein und kurz darauf griffen sechs Flugzeuge die Boote an. „S 68“ erhielt einige Treffer, auf „S 116“ fiel eine Maschine aus und ein Mann fiel. Der Landungsverband wurde nicht gesichtet.

 

Im Dezember 1944 fuhr die 2. S-Schul-Fltl drei Minenunternehmen. Mitte Dezember waren in der 5. SFltl in Windau einsatzklar „S 68“, „S 116“ und „S 120“. „S 65“ war in der Werftliegezeit in Danzig, „S 67“ war aKB in Stettin, „S 110“ war aKB in Gotenhafen. Am 23.12.1944 wurde die Flottille nach Westen zurück gerufen und traf am 26.12.1944 mit „S 48“, „S 67“, „S 85“, „S 92“, „S 98“, „S 110“, „S 127“ und „S 132“ in Kiel ein. 

 

Am 25.12.1944 wurde auch die 1. S-Schul-Fltl mit Begleitschiff "Adolf Lüderitz" in den Fronteinsatz abgestellt. Sie wurde nach Norwegen beordert.

 

Am 25.12.1944 war der provisorische Stützpunkt Windau so weit abgeschlossen, dass das Begleitschiff "Tsingtau" abgezogen werden konnte. Am gleichen Tag verlegten vier Boote der 3. S-Schul-Fltl – „S 24“, „S 25“, „S 105“ und „S 118“ - nach Kopenhagen. Die anderen acht  Boote – “S 68“, „S 97“, „S 107“, „S 108“, „S 113“, „S 115“, „S 122“ und „S 123“ -  verblieben in Swinemünde. In Stettin in der Werft lagen “S 21”, “S 22”, “S 50”, “S 101”, “S 103”, “S 95”, “S 120” und “S 82”. Die neu aufgestellte 1. Abt. der S-Boot-Lehrdivision verfügte nur über „S 19“, „S 20“ lag in Stettin in der Werft.

6.6. Norwegen 1944

 

 Mehreren Forderungen durch das Marineoberkommando (MOK) Norwegen, zur Absicherung der Großen Einheiten (Oktober 1943 und September 1944) und zur Abwehr von Landungen bei Petsamo/Finnland S-Boote nach Nordnorwegen zu entsenden, wurde durch die SKL nicht entsprochen, weil hier Torpedos als Hauptwaffe der S-Boote nicht mit Aussicht auf Erfolg eingesetzt werden konnten.

 

 

Am 08.10.1944 befahl Dönitz die sofortige Verlegung einer SFltl mit acht Booten in den Bereich Admiral Polarküste. Am 10.10.1944 trat die 4. SFltl (Kptlt. Fimmen)  mit acht Booten – „S 201“, „S 202“, „S 203“, „S 204“, „S 205“, „S 219“, „S 220“ und „S 703“ - den Rückmarsch von Holland nach Kiel an. Dort wurden die Boote überholt und erhielten eine verstärkte Artilleriebewaffnung.

 

Danach verlegte die 4. SFltl mit dem Begleitschiff „Hermann von Wissmann“ über Frederikshavn und Kristiansand nach Norden. Schlechtes Wetter zwang die S-Boote auf dem Wege nach Egersund bei Lindesnes zur Umkehr. Dabei kollidierte „S 203“ am 10.11.1944 mit dem Räumboot „R 220“. Alle eingeleiteten Bergungsversuche schlugen wegen des schlechten Wetters fehl. „S 201“, „S 203“, „S 205“ und „S 703“ wurden beim Längsseitsgehen, um Besatzung und Geheimsachen zu bergen, beschädigt und „S 203“ musste schließlich aufgegeben und gesprengt werden. *)

 

Das MOK Norwegen hatte inzwischen zur U-Bootabwehr eine zweite Flottille angefordert.  Daher verblieb die 4. SFltl zunächst im  Bereich des Admirals Westküste. Nach Ankunft der 1. Schul-Fltl sollte sie in den Polarraum verlegen. 

Boote der 1. S-Boot-Schulflottille in Stavanger - Foto: Archiv Johann Aakre
Boote der 1. S-Boot-Schulflottille in Stavanger - Foto: Archiv Johann Aakre

Ohne dass die 1. Schul-Fltl eingetroffen war, wurde die 4. SFltl nach Beginn der Ardennenoffensive an die Westfront zurückbeordert, wo sie am 28.12.1944 eintraf ohne „S 201“, das nach einer Havarie noch in Bergen lag, und „S 220“, das nach Ramming der Pier in Kiel bleiben musste.

Das havarierte „S 201“ November 1944 - Fotos: Archiv Johan Aakre
Das havarierte „S 201“ November 1944 - Fotos: Archiv Johan Aakre

7.1 Nordsee 1945

 

Der Jahresanfang 1945 war bestimmt durch schlechtes Wetter, so dass die Boote nicht ausliefen oder beim Versuch einen Einsatz durchzuführen umkehrten. 

 

Die 5. SFltl war am 10.01.1945 mit sechs Booten in Den Helder eingelaufen. In der Nacht 14./15.01.1945 verminten die Boote der 2. und der 5. SFltl den Weg vor Cromer. Bei der Rückkehr lief „S 180“ (OLt zS Pillet) auf eine deutsche Mine. Die Torpedos explodierten und das Boot sank. Kommandant und sieben Mann trieben eine Woche später tot an Land. Es konnten drei Tote, drei Verwundete und neun Mann unverwundet geborgen werden. 

 

 

In der Nacht 15./16.01.1945 wurde ein Torpedoeinsatz mit unterschiedlichen Angriffspunkten vor der Themsemündung und vor Zeebrügge durchgeführt. Der 8. SFltl gelang es, das Panzer-Landungsschiff „LST 415“ vor der Themsemündung zu torpedieren. Die Boote kehrten unbeschädigt zurück

Schlechtes Wetter bis zum 20.01.1945 verhinderte jeden Einsatz der Boote. Erst in der Nacht 22./23.01.1945 gingen die 4., 6., 8. und 9. SFltl von Ijmuiden bzw. Hoek van Holland aus mit  insgesamt 16 Booten in See, um gegen Geleite in der Scheldemündung und im Kanal zu operieren. Da keine Aufklärungsergebnisse vorlagen, gelang nur der 9. SFltl ein Angriff auf einen Nachzügler eines Konvois. Der Frachtdampfer „Halo“ (2.365 BRT) wurde mit einem Fächerschuss versenkt. Die anderen Flottillen wurden durch Geleitfahrzeuge abgedrängt, dabei erhielt „S 168“ (Oblt.z.S. Dau) einen 7,6 cm Treffer auf der Brücke, ein 5,7 cm Treffer zerstörte das Bb-Torpedorohr. ein Mann fiel, sechs wurden verwundet. „S 175“ wurde leicht beschädigt. Auf „S 219“ fiel eine Hilfsmaschine aus, auf „S 202“ traten so starke Erschütterungen auf, dass das Boot Schaden nahm. Beide Boote mussten aKB gestellt werden.

 

Die 8. SFltl geriet ohne den Konvoi gesichtet zu haben in Gefechte mit einer britischen Fregatte, einer britischen Sloop und drei MGB-Gruppen zu je drei Booten. Dabei kollidierten „S 701“ und „S 199“. Bei einer Kollision zwischen den MGBs wurde „MGB 495“ stark beschädigt. „S 199“ (Oblt. z.S. Quistorp) wurde der Bug abgerissen, das Boot war so stark beschädigt, dass es nicht gehalten und daher selbst versenkt wurde. 

Eines der letzten Bilder von "S 199" - Bild aus Steve Wiper: Kriegsmarine Schnellboote
Eines der letzten Bilder von "S 199" - Bild aus Steve Wiper: Kriegsmarine Schnellboote

Nach Bericht von OLt.z.S. a.D. Quistorp am 25.08.2012 wurden die Überlebenden der Besatzung nach 6 1/2 Stunden in den Rettungsflößen durch den Minensucher HMCS "Neave" aus den eiskalten Wassern des Kanals gerettet, es gab einen Toten und drei Verwundete verursacvht durch die Schrauben der "Neave".  Oblt.z.S. Quistorp und 17 Überlebende wurden nach Gillingham gebracht und gefangengenommen.

 

In einigen Quellen wird angenommen, dass „S 701“ von „S 199“ gerammt wurde. Auch wird in einigen Quellen - besonders in britischen - davon ausgegangen, dass „S 199“ von der Batterie von Fort Tongue Sand versenkt wurde. Hümmelchen berichtet: Die Überlebenden der Besatzung (von „S 199“) gingen bei Fort Tongue Sand an Land.

Positionen der Forts vor der Themsemündung - Bild aus Wikipedia
Positionen der Forts vor der Themsemündung - Bild aus Wikipedia

Beim Einlaufen in Ijmuiden lief „S 194“ auf Grund, kam aber wieder frei. „S 701“ wurde durch eigene Vorpostenboote unter Feuer genommen und nahm so starke Schäden, dass es bis Kriegsende nicht wieder einsatzbereit wurde. Es hatte einen Toten und drei Verletzte gegeben.

 


Abschrift

 

Kriegstagebuch der 8. Schnellbootflottille

In der Nacht vom 22./23.1.1945

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Ab Dunkelwerden Sofortbereitschaft zum Torpedoeinsatz gegen Scheldeverkehr in Abhängigkeit der Wetterlage

 

17.53

 

Eingang FT vom F.d.S. „Geleite wie folgt bei South-Falls-Boje erwartet: 6 sm Geleit 1930 Uhr, 8 sm Geleit 0230 Uhr, Angriff auf 6 sm Geleit 2230 Uhr. Punkte folgen.

18.25

 

Bunker abgelegt

18.39

 

FT von F.d.S. „Stich 2300 Uhr. 9. S-Flottille Sophie, 6. S-Flottille Viktor, 4. S-Flottille Ysop, 6. S-Flottille danach auf 8 sm Geleit, 9. S-Flott. Südlich Weg operieren. 4. S-Flott. Auf anfallende Feindmeldungen, sonst nach Osten stossen. 8. S-Flottille 0015 Uhr AN 7939 M.u. zum weiteren Ansatz auf 8 sm Geleit

18.48

WSW 5, See 3, lange Dünung aus NNW, aufgerissene Wolkendecke, Mondschein, sehr gute Sicht

Fahrt 34 sm, Kurs 256o, takt. Reihenfolge: S 194, S 199, S 196, S 701, S 197.

2 – 3 Luftfühlungshalter.

 

19.56

 

Qu. 8544 M.u. Flugzeug kreuzt im Tiefflug Kurs der Flottille dicht vorm Führerboot.

Nach Feuereröffnung ES-Abgabe, worauf Beschuss eingestellt wird, Typ Ju 88.

 

20.00

 

Qu. 8469 M.o. im Tiefflug angreifende „Whitley“ aus Mondlee, Abwehrfeuer, Bomben zu kurz, Feindmaschine fliegt in Steilkurven ab. Weitere Anflüge durch gutes Fla-MW-Feuer vor Bombenwurf vereitelt.

FT von F.d.S. „ Angriffsziele schnell melden, damit der Kamerad auch noch angreifen kann.“

20.35

 

Qu. 8483 u.K.r. gestoppt, da auf Grund 2. Einsatz-FT’s 2 Stunden Zeitüberschuss.

2130

 

FT von F.d.S. „Von Aufklärer 2045 Uhr AN 8467 r.u. 2 S-Boote 120o, 5 sm Fahrt.“ Gemeint sind eigene Boote, Standort nach Kopplung 8 sm südwestlicher.

2204

 

FT von F.d.S. „ 8. S-Flottille ab 0100 Uhr zwischen Dora und Karl angreifen, falls nichts besonderes.“

 

2238

 

Vormarsch fortgesetzt.

2248

 

FT von F.d.S „Zerstörer Qu. 8741 l.o.“ und

2256

 

„Feind Qu. 8741“

Eigener auf Tonne Qu. 7963 M.o. abgesetzter Kurs führt nur 3 sm am gemeldeten Feindstandort vorbei. Trotzdem Kurs durchgehalten, da 1. unbekannt, ob Feind stationär, 2. Auffinden der Tonne nach 2-stündigem Gestopptliegen bei stärkerem Wind und Seegang für spätere Navigation unter Feindküste besonders wichtig, und 3. Umgehung Feindes mittels FuMB keine Schwierigkeit.

2258

 

Funksignal von 9. S-Flottille „Dampfer Punkt Toni“

2334

 

Funksignal von F.d.S. „Zerstörer operieren nach Qu. 8745 l.K.M.“

0013

Tiefhängende Schneewolkenbänke, einzelne Schauer, Kimm verschleiert, oder gar nicht

Nach Kopplung Qu. 7963 M.o., dort liegende Tonne jedoch nicht  zu sehen.

In der Hoffnung, mich an dem Feuer von North Foreland rechtzeitig orientieren zu können, weitergelaufen

0027

 

Ortungseffekte aus W und SO, im SO Zerstörer. Da Zeit genug vorhanden, Absicht T5-Angriff auf beobachteten Zerstörer.

0030

 

Licht in 200o, gestoppt, gleichzeitig Zerstörer auf Sammelkurs im SO, der Boote nach dem Stoppen voraus nimmt und ohne zu schiessen auf etwa 1500 m heranko......           Bemerkung: Sloop „Guillemot“

S 194 einen T 5 auf Zerstörer, Schussentfernung um 1500 m, Lage o, Zerstörer wächst plötzlich sehr schnell und ist auf Höchstfahrt gegangen. Abgelaufen, nachdem Feind auf etwa 800 m heran, ohne dass Torpedo getroffen hat, und aus allen Waffen Feuer eröffnet. Treffer und 2 Stichflammen auf der Brücke beobachtet. Da Spielraum nach Westen fraglich, mit Generalkurs NO abgelaufen. 18 Minuten dauernder heftiger Feuerwechsel mit Zerstörer, Führerboot im Anfang des Gefechtes Schlauchboot durch Treffer in Brand, starke Feuerentwicklung, Löschversuche ergebnislos, brennend über Bord geworfen. Sonst nur 1 Verwundeter, andere Boote keine Ausfälle.

0056

 

Qu.7939 Mitte gestoppt.

Während des Gefechts folgender Funkverkehr:

0035

 

Von F.d.S. „Zerstörer AN 8717 l.u.E.“

0047

 

Von 8. S-Flottille „Bin im Gefecht mit Zerstörer AN 7965 l.o.“

0106

 

Funksignal F.d.S. an 8. S-Flottille “Zerstörer haben Fühlung verloren AN 8717 l.u.”

 

 

Die Tatsache, dass die im Qu. 7963 M.o. auf früheren Einsätzen einwandfrei festgestellte helle Leuchttonne nicht gesichtet worden ist, lässt eine beträchtliche Besteckversetzung, mindestens etwa 5 sm, schliessen. Durch die lang anhaltende Zerstörerjagd ist der Schiffsort wahrscheinlich noch ungenauer als vorher.

Mehrere hart östlich meines Anmarschweges gemeldete Feindgruppen, darunter mehrere Zerstörer, machen es notwendig, einen zweiten Vorstoss ins Operationsgebiet weiter im Westen zu versuchen, wo jedoch der Sand von Kentisch Knock eine große navigatorische Gefahr darstellt, zumal z.Zt. Niedrigwasser ist. Nach den B-Dienstmeldungen muss mein Standort etwa Qu. 8717 o.K.M. sein, nach der geloteten Wassertiefe von 55 m kommt nur Qu. 8717 u.K.l. in Frage, beide Bestecke haben etwas für sich, das erste die grössere Genauigkeit der Zerstörernavigation, das zweite die Tatsache, dass ein Versteuern auf Südwest-Kurs nach Bb., das infolge der schweren Dünung aus NNW wiederholt festgestellt worden war, eine Besteckversetzung nach SO ergeben musste und die damit übereinstimmende Tiefenanzeige des Echolotes. Ich entschliesse mich, mit Westkurs die Kentish Knoch vorgelagerten Sände anzuloten und nach ihrem Passieren erneut in Richtung North Foreland vorzustossen.

0115

 

Kurs 270 Grad, 15 sm.

0117

 

Auf Führerboot Echolot ausgefallen. Vorher angezeigte Tiefen damit ebenfalls fraglich. Fahrt 20 sm.

0132

 

Tonne im Westen

0137

 

Kennung Blitz 10 Sek.

 

 

Annahme, es handle sich um Tonne mit gleicher Kennung im Qu. 7963 M.o. durch Lotungen Kontrolle nicht möglich, wegen Zeitmangel und im FuMB festgestellter Feindgruppen ein Stoppen, Morsen oder Anfragen auf UK bei anderen Booten ebensowenig. Da nach eigenen Kartenunterlagen andere Tonnen nicht in der Nähe, Besteck gemäss angegebener Tonnenposition neu festgesetzt und nach Passieren der Tonne in 100 m Abstand mit Südwestkurs vorgestossen, Fahrt 34 sm.

Erst in einem späteren Augenblick der Unternehmung, der einen sehr genauen Schiffsort ergab, stellte es sich heraus, dass es sich nicht um vermutete Tonnen, sondern um 53 Anton gehandelt haben muss, die nach eigenen Unterlagen gelöscht sein sollte.

0149

 

Abgabe Funksignal „AN 7963 operiere nach Emil“

0157

 

Funksignal von F.d.S. „Operieren nach Jota“

0158

 

Das Echolot des Führerbootes ist inzwischen wieder klar geworden und zeigt 6 m Wasser an. Aufgrund der Unzuverlässigkeit des Gerätes zweifle ich die Richtigkeit dieser Anzeige an, drehe jedoch sicherheitshalber nach Süden ab und vermindere Fahrt.

0158

 

Kurs 170o, Fahrt 20 sm.

0205

 

Da Wassertiefe gleichbleibt, Fahrt 9 sm.

0213

 

Bei Wasertiefen um 12 m, Fahrt 15 sm.

0230

 

Unbeleuchtete Tonnen mit Balltoppzeichen wenige 100 m im Westen.

0232

 

Gestoppt zur Untersuchung der Tonnen. Keine Aufschrift, Wassertiefen in Tonnenumgebung 5 – 6 m. (Es handelt sich also um eine am Südostrand von Kentish Knock liegende Bezeichnungstonne, was auf Grund der ganzen Lage jedoch nicht mit Sicherheit angenommen, sondern nur vermutet werden konnte.)

Weiter mit Generalkurs Süd.

0250

 

Funksignal von F.d.S. „8. S-Flottille eigenen Standort und Lage melden“

0253

 

Tonnen und Lichter von Fahrzeugen im SW, vorausgenommen. Tonnen werden gemäß ihrer Kennung von Blitz weiss 20 Sek. Und dicht links davon Blitzgruppe drei grün 10 Sek. für Dumpton gehalten. North Foreland brennt nicht. Ein auf etwa Ostkurs laufender Verband verschieden grosser Fahrzeuge scheint diese Annahme zu unterstreichen. Tatsächlicher Schiffsort, wie jedoch später fetgestellt, Foreland-Tonnen mit gleichen Kennungen, im Westen gesichtete Westtonnen können wegen schlechter Sicht nicht ausgezählt werden.

Funksignal an F.d.S. „Mein Standort ist Qu. 7968, Feind bei Ida, greife an.“

Die Schattensicht hat sich weiter verschlechtert und beträgt je nach Fahrzeuggrösse noch etwa 300 – 899 m. Zunächst lange Zeit auf 3 besonders hoch über der Kimm befindliche weisse Lichter zugelaufen, die anscheinend zu entsprechend großen Dampfern gehören. Trotz Annäherung an Wegetonnen bis auf etwa 1 sm kein Näherkommen der Lichter festgestellt, deshalb Annahme, dass Fahrzeuge auf SW-Kurs in die Downs einlaufen. Tatsächlich handelte es sich wohl um besonders helle Lichter an der Küste zwischen Margate und Foreland.

Während Anlaufens wird eigene Gruppe von SO bis W von Land- und Bordgeräten verschiedener Art mit zunehmender Lautstärke geortet. Ansammlung von Ortungsgeräten, besonders im Süden, wo gleichzeitig ein höheres und mehrere flacher stehende Lichter erkennbar. Da erste Angriffsziele unerreichbar, auf im Süden stehenden Verband operiert, der im übrigen erstmalig auf 9000 m Entfernung im FuMO festgestellt worden war und zwar ein grösseres und mehrere kleine Ziele. Durch anfängliches Operieren auf andere Ziel in achterliche Position geraten. Deshalb nach Osten aufgedampft. Erst einzelnes, dann zu schnellem Salventakt gesteigertes Feuer von Küstenbatterien,

nach Aufschlägen etwa 15 sm. Feuer vom ersten Schuss an sehr genau, alle Aufschläge zwischen den Booten, dunkel gefärbte Ortungssprengsäulen werden nicht beobachtet. Nach Süden abgelaufen, wegen unterschätzter Gegnerfahrt Schussposition wieder achterlich. Deshalb nur zunächst 1 T-5 geschossen. In unmittelbarer Nähe des angegriffenen Verbandes stellt Küste Feuer ein, dafür eröffnet letzterer jedoch das Feuer ohne LG-Benutzung. Nach Norden abgesetzt, daraufhin erneuter Küstenbeschuss. Wieder nach Osten aufgedampft und zur Torpedosalve angelaufen., Geschätzte Schussentfernung etwa 1500 m, um gesichtete Positionslaternen, helle Lichtscheine, schnelle Auswanderung des Gegners, trotzdem keine Schatten zu sehen und keine Typen auszumachen. Torpedosalve von 8 T-1 auf gesichteten Verband, von diesem aus heftiger Beschuss aller Kaliber, am Mündungsfeuer ein angreifender Zerstörer und mehrere mit ihm laufende MGB’s zu erkennen. Feuer erwidert und mit Generalkurs NO Rückmarsch angetreten. Torpedotreffer nicht beobachtet, möglicherweise bestand der gemischte Verband überhaupt nur aus der jagenden Feindgruppe. Abgabe Funksignal „AN 7969 bin im Gefecht mit MGB, 8. S-Flott.“ und „Habe Rückmarsch angetreten, 8. S-Flott.“

0328

 

Vermuteter Standort Qu. 7968 l.o., tatsächlicher Qu. 7964 r.o. Kurs 0o, mit der Absicht, sämtliche ostwärts stehende Zerstörer und Feindgruppen westlich zu umgehen.

0331

 

FuMB meldet eben eingeschaltetes MGB-Ortungsgerät mit Lautstärke 4 in 330o. Gleichzeitig Schatten von 3 MGB’s in Kiellinie auf Rammkurs mit Führerboot, hoher Fahrt, Entfernung des vordersten etwa 200 m. Feuer aus allen Waffen eröffnet, zahlreiche Treffer aller Kaliber auf feindl. Spitzenboot, mit UK-Signal Höchstfahrt und Wendung auf Ostkurs befohlen. MGB’s sind, völlig überrascht, teils bei eigenen Verband durchgebrochen. Kurze Zeit wildes Gefecht aller  gegen alle, Feind wird jedoch sehr bald abgeschüttelt, eigener Kurs wieder 0o. Im LG-Licht sehe ich, dass nur drei eigene Boote dranhängen, auf UK melden sich alle Boote wieder bis auf S 197, von dem deshalb mit FT Standortmeldung angefordert wird. Um

0348

 

erbittet S 701 Fahrtverminderung auf 20 sm und sackt sichtbar achteraus. Die Fahrtverminderung ist kaum durchgeführt, als das Führerboot um

0349

 

auf Sand aufläuft und festsitzt. Durch UK und Morsesignale gelingt es, die beiden Hintermänner rechtzeitig zum Stoppen zu bringen. S 701, der inzwischen gemeldet hat, dass er nur noch 9 sm laufen kann und nicht wieder klar wird, erhält Befehl mit dieser Fahrt nach Osten zu operieren.

0400

 

Bei auflaufendem Wasser sitzt Boot vorn nur noch lose auf, Heck dreht frei im Wind. Deshalb mit Seitenmaschinen vom Sand heruntergezogen und mit Kursen zwischen Ost und Süd wieder tieferes Wasser gesucht. S 196, im Begriff, sich ins Kielwasser des Führerbootes zu hängen, kurz über Grund geschliert.

0417

 

Funksignal von F.d.S. an 8. S-Flott. „Funkortungsziel AN 7937 r.u., Fahrt Null“. Stimmt auffallend.

0427

 

Von F.d.S. „0130 Uhr Qu. 7937 Niedrigwasser.“

0429

 

15 m Wasser, damit wieder frei.

Während dieses Ereignisses sind die Boote S 199 und S 701 ausser Sicht gekommen, während sich gleichzeitig herausgestellt hat, dass S 197 beim Führerboot steht und lediglich die UK unklar hat. Auf dem Sande wurde auf Anforderung von S 701 vom Führerboot noch ein grüner Stern geschossen, die UK-Verbindung war jedoch kurz hinterher abgerissen und wurde trotz längeren Wartens auch nicht wieder aufgenommen.

Wie sich mir die Lage darstellt, muss S 199 klar sein, denn 1. hatte mit dem Boot bis 15 Minuten nach dem Gefecht ausgezeichnete UK-Verbindung bestanden, ohne dass es irgendwelche Schwierigkeiten gemeldet hatte, 2. war während des Gefechtes das feindl. Feuer ziemlich dürftig gewesen, so dass wesenlliche Beschädigung eines eigenen Bootes unwahrscheinlich war. Schlechter sah es mit S 701 aus. Bei der gemeldeten Höchstfahrt von 9 sm musste das Boot versenkt und die Besatzung übernommen werden. Eigenartig bleibt nur, dass die UK-Verbindung abgerissen ist, obgleich die erste Gruppe Sammelkurs gesteuert hat und dass auf das Sternsignal nichts weiter erfolgt ist. Ich kann mir das nur so erklären, dass das Boot nach Abreissen der UK-Verbindung entgegen seiner ursprünglichen Meldung seine Maschinen wieder klarbekommen und in Anbetracht mehrerer feindlicher Orter (Laustärke 3 – 4) und der fortgeschrittenen Zeit allein den Rückmarsch angetreten hat. Die Anfrage nach Standort und Lage bleibt von beiden Booten unbeantwortet.

Da ich keinerlei Anhaltspunkte habe, ob die beiden abgehängten Boote Hilfe brauchen und wenn, wo ich suchen soll, trete ich mit den restlichen 3 Booten ebenfalls den Rückmarsch an.

0430

 

Qu. 7937 r.u. Rückmarsch angetreten, Kurs 90o, Fahrt 34 sm. Maschinen der beiden auf Grund gewesenen Boote laufen einwandfrei.

0435

 

8. S-Flott. An F.d.S.: “AN 7938 M.u. 3 Boote, gehe nach Hoek. 8. S-Flott.“

0438

 

Zerstörerortung, dabei ein weisses Licht, aus Qu. 7939 Mitte, auf 110o gegangen.

0441

 

MGB-Ortung und flackernder Lichtschein an 2 Stellen dicht nebeneinander in 130o, möglicher wie später festgestellt, Schleppzug mit den von der 9. S-Flottille zusammengeschossenen MGB’s. Nach Osten durchgestossen.

0503

 

Qu. 8718 M.u., Kurs 65o.

0506

 

Von F.d.S.: „Funkmessbeobachtungsziel AN 7938 M.u., Kurs ostwärts, Fahrt 30 sm, 0435.“

0507

 

Von F.d.S.: „Zerstörer AN 7939 Mitte.“ und

0517

 

„Zerstörer AN 7936 r.u.E., hat Fühlung verloren.“

Falls es sich in beiden Fällen um den gleichen Zerstörer gehandelt hat, kann er nicht an eigneen Booten Fühlung gehabt haben, da er nach Norden  operierte, während eigene Boote südl. von ihm stehend, etwa Ostkurs gelaufen sind.

0541

 

An F.d.S.: „Gemeldetes Funkmesszeil eigene Gruppe.“

0549

 

F.d.S. an 8. S-Flottille „Luftfühlungshalter angesetzt.“

Während des Rückmarsches wiederholt von mir als auch vom F.d.S. angeforderte Standortmeldungen von S 199 und S 701 bleiben unbeantwortet.

0620

 

Von F.d.S. „4., 6., 8., 9. S-Flottille mit Torpedos beladen.“

0650

 

FT an F.d.S. „0645 Uhr AN 8574. Falls keine Meldung bzgl. S 199, S 701, nicht Hoek sondern Ijmuiden, Chef 8. S-Flott.“

0717

 

FT von F.d.S. an 8. S-Flottille: „Hier keine Meldungen mehr über beide Boote.“

0815

 

S 194, S 196, und S 197 Ijmuiden ein, Meldung ....

0840

 

Boote fest im Bunker

0915

 

S 701 läuft schwer beschädigt ein. Vorschiff bis an die Scheuerleiste im Wasser, Boot wird sofort unterfangen, obgleich akute Sinkgefahr nicht besteht.

0948

 

Eingang FT von S 701 an F.d.S. „Nach Ramming .. MGB soeben Ijmuiden eingelaufen.“

 

 

Es wurden im Ganzen 10 Torpedos verschossen, darunter 2 T-5, Treffer nicht beobachtet, S 199 Kommandant Ob.Lt.z.S. Quistorp mit dem Flottillenarzt Mar.Ob.Ass.Arzt Dr. Herrberg nicht von Feindfahrt zurück. S 701 durch schwere Ramming, für Monate außer K.B. Die restlichen Boote müssen docken, da 2 Grundberührung gehabt haben, das 3., S 197, beim Auslaufen aus dem Bunker gegen Treibholz gefahren ist, so dass das Vorschiff Wasser macht. Damit sämtliche Boote der Flottille A.K.B.

 

 

Anmerkungen:

G. Hümmelchen: „Die deutschen Schnellboote im 2. Weltkrieg“ schreibt auf Seite 201:

 

..... Die Flottille feuerte zwei T-5 und acht T-1 auf den Konvoi, ohne etwas zu treffen und schlug sich dann mit der Fregatte Seymour, der Sloop Guillemot und MGB-Gruppen herum. Es waren drei MTB-Gruppen bestehend aus MTB 451, MTB 452, MTB 450/MTB 495, MTB 446/MTB 454 und MTB 447. Bei den unübersichtlichen Gefechten kollidierte um 0349 Uhr S 701 mit S 199. Von den britischen Booten war MTB 495 schwer beschädigt worden und hatte einen Toten und drei Verwundete. S 199 (Oblt.z.S. Achim Quistorp) hatte so schwere Schäden erlitten, dass es sich um 0330 Uhr (Bemerkung: 0430 Uhr?) in 51o 23’ N 001o 24’ E in Sichtweite des Tongue Sand Forts selbst versenken musste. Die Flak-Batterie des Forts glaubte, S 199 durch Beschuss versenkt zu haben. 18 Überlebende gingen beim Fort an Land, darunter der Kommandant, der Flottillenarzt MarObAssArzt Dr. Werner Herrberg únd Lr.z.S. d.Res. Langner. Unter den Gefallenen befand sich der MechObGefr. (Dirk) Linnemann.....

 

B. Hertherington schreibt in seinem Brief an Walter Klemm vom 11. November 1992:

 

Das S 199 wurde durch Feuer vom Tong Sands Fort im Mündungsbecken der Thames versenkt. Die Überlebenden auf den drei Flössen wurden von zwei Booten der Royal Navy, HMS Gillemot und HMS Seymore, gerettet. HMS Seymore hatte eine teilweise kanadische Mannschaft und in aller Wahrscheinlichkeit ist Dirk Linnemann auf dieses Boot aufgenommen worden. Die Überlebenden und Toten wurden nach Gillingham gebracht.

 

Gefechtsbericht „S 701“

 

 

0324

Nach Torpedosalve abgedreht und in Bb.-Staffel vom Führerboot gelaufen

0327

Ins Kielwasser als takt. Nr. 2 eingeschoren. Kurs ...

0331

FuMB meldet mit Lautstärke 4 MGB’s in 335o. –

Gleichzeitig Sichtung der MGB’s mit hoher Fahrt.

Feuereröffnung gleichzeitig mit Führerboot.

UK-Befehl: Wendung auf Ostkurs und Höchstfahrt, erleidet kurze Verzögerung, Rudergänger dreht in Kielwasser Führerboot, Abstand 70 m, nach.

0332

Durch UK-Befehl, Befehl an Rudergänger und Beobachtung des Führerbootes bei Wendung, MGB’s einen Augenblick aus den Augen verloren. Ramming.

0333

Durch Zusammenstoss sämtliche Leute umgeworfen. Nach Wiederaufstehen erster Blick voraus, hänge noch im Kielwasser des Führerbootes, 2. Blick achteraus, das mich rammende Boot ist stb.-achteraus nur noch als Schatten zu erkennen. Boot ist an Stb.-Seite von schräg achteraus in Höhe Kommandantenraum gerammt. Starker Wassereinbruch, 1,70 m über Bilgenbretter, im Kommandanten-, FT- und Tankraum.

FT und Echolot ausgefallen. Leck vom Oberdeck bis 1 m vom Kiel, kann nicht abgedichtet werden. Abtlg. IV und VII werden abgestützt. Meldung: Abtlg. IV und VII machen ebenfalls stark Wasser. Fahrt kann aber noch gehalten werden.

0340

Stb.-Maschine ausgefallen. Stb.-Tank ist leckgeschlagen, Wasser in Maschine.

Lange grüne Blinke (20 sm) an Führerboot abgegeben, werden scheinbar nicht erkannt, denn Boot sackt stark achteraus. Hintermänner gehen an Bb. vorbei. Da von Maschine noch keine Unklarmeldung erfolgte, nehme ich an, dass Maschine gleich wieder klar wird, ausserdem steht der Engländer auf unserem UK-Kanal. Daher entschliesse ich mich, erst als ich das Kielwasser nur noch schwach sehe, zur UK-Benutzung und erbitte

0348

Lange grüne (20 sm) vom Führerboot. Inzwischen hat Abtlg. IV immer mehr Wasser gemacht, Seitenmaschinen stehen im Wasser und fallen aus.

0349

UK an Führerboot „Erbitte lange rote (stopp).“

Mit 12 sm weitergelaufen. Mit UK an Führerboot Ausfall von 2 Maschinen gemeldet, UK-Befehl: Nach Osten operieren. Auf Kurs 90o gegangen,

0355

Erbitte auf UK – von Führerboot grünen Stern. Stern wird nicht gesehen. UK-Verbindung reisst ab.

0402

Bb.-voraus Geleitwegtonnen. Patinkompass war bei Ramming ausgefallen. Es wurde nach Steuerkompass gesteuert. Geleitweg bei Dora eingesehen und im rechten Winkel zum Weg abgelaufen. Durch die Erschütterung bei der Ramming ist Steuerkompass ebenfalls ausgefallen.

0405

Seitenmaschinen wieder klar für 28 sm.

Mit 28 sm abgelaufen.

Beim Ablaufen von Geleitweg lagen am Kompass 160o an, also rund 100o Deviation. Später wurde in einem kurzen Wolkenriss die Deviation nach Nordstern auf 90o bestimmt.

0412

FuMB meldet Zerstörer, Lautstärke 3 in 40o.

Nach Süden ausgeholt und umgangen.

0428

Alle Maschinen klar. Mit 34 sm Rückmarsch angetreten. Wasser in Abtlg. VII kann bis 20 cm über Bilgenbretter lenz gehalten werden.

Abtlg.IV wird gut lenz gehalten.

Bei Tagesanbruch im Küstengebiet schlechte Sicht.

0720

Gestoppt zum Loten, 24 m Wasser, Abtlg. IV und VII machen bei Fahrverminderung stark Wasser, daher noch  öfteres Stoppen und Loten nicht möglich. Ebenfalls drängt Zeit, da Brennstoffmangel, daher trotz größerer Gefährdung durch JaBos FuMO eingeschaltet und Küste angemessen. Mehrere große Landziele in 100o, 10 km.

0802

Ziele vorausgenommen.

0805

4 grosse Fahrzeuge in 120o, Typ nicht auszumachen. Da ich um dieser Zeit vor der eigenen Küste keine Fahrzeuge mehr vermute und Küste selbst nicht einzusehen, glaube ich, mich völlig verfranzt zu haben und vermute, noch vor der Schelde zu stehen. Ich erhalte von den Fahrzeugen Beschuss und drehe um 0809 Uhr nach Norden ab.

0820

Drehe langsam wieder auf die Küste zu, erkenne jetzt die Küste. Ich stehe nördlich Egmond.

0827

Kurs 180o. Bei den Fahrzeugen hat es sich um eigene grosse Bewacher, die Ijmuiden einliefen, gehandelt.

0900

Molen passiert

0915

Bunker fest.

Vorschiff unterfangen. Ein Toter und 2 Verwundete durch Quetschungen zwischen Kalotte und Rohr. Soldaten waren beim Torpedonachladen.

 

gez. Toermer

 

 

Stellungnahme des Flottillenchefs

 

Den Kommandanten S 701 trifft keine Schuld an der Ramming. Das Sichten des MGB’s erfolgte in Rammposition auf so geringe Entfernung, dass nur ein Glücksfall alle Boote von einander hätte klar kommen lassen können. Die gemeldeten grünen Blinke waren zwar gesehen, doch nicht einwandfrei als solche erkannt worden, da in gleicher Peilung noch Mündungsfeuer stand und der Feind vorher schon auf UK versucht hatte, das Führerboot zu Fahrtverminderung zu veranlassen (fremder Sprecher an Fips: Bitte lange grüne – Fahrt 20 sm -). Die UK-Verbindung riss ab, weil S 701 durch Kompassversager Westkurs statt Ostkurs steuerte.

 

Das Einbringen des Bootes ist eine hervorragende seemännische Leistung des Kommandanten und zeugte von gutem Können seiner Besatzung.

Die Vermutung, dass S 701 nicht von einem MGB, sondern von S 199 gerammt worden ist, liegt nahe. Nicht zu erklären wäre dann allerdings die Tatsache, dass S 199 noch 15 Minuten mit schwer beschädigtem Bug die Fahrt von 34 sm mitgehalten – sonst hätte die gute UK-Verbindung nicht so lange bestehen können – und keinerlei Schäden gemeldet hat.

 

Der völlige Ausfall zweier Boote, wahrscheinlich auch die Grundberührung zweier weiterer, sind mit großer Sicherheit lediglich auf die außerordentlich schlechten Sichtverhältnisse im Operationsgebiet zurückzuführen. Die Tatsache, dass die eigene Funkmessortung noch in den Kinderschuhen steckt, gibt dabei nicht die Möglichkeit, festzustellen, wo wirklich lohnende Torpedoziele sind und wo man sich lediglich an fdl. Sicherungsgruppen festbeisst, obwohl die Dampfer vielleicht in der Nähe stehen. Sollte in den nächsten Tagen gutes Angriffswetter für Schnellboote sein mit entsprechenden Erfolgschancen, ist meine Flottille ausgefallen.

 

In voller Würdigung der Kriegslage und der Tatsache, dass jede noch so kleine Chance, zu Erfolg zu kommen, unbedingt ausgenutzt werden muss, scheint mir nicht erwiesen, dass auf längere, aber nicht einmal sehr lange Sicht gesehen auf diese Weise ein Höchstmass an Erfolgen herausgeholt wird.

 

gez. Zymalkowski

Korvettenkapitän und Flottillenchef

In der Nacht 23./24.01.1945 liefen die 4., 6. und 9. SFltl mit acht Booten zum Torpedoeinsatz gegen den Themse-Schelde-Verkehr aus. Sie mussten wegen schlechten Wetters umkehren. Die 5. SFltl lief mit sechs Booten zum Mineneinsatz aus. Wegen Maschinenschäden auf zwei Booten und weil ein Boot bei schlechter Sicht den Anschluss verlor, warfen nur drei Boote ihre Minen auf dem Weg. Die Flottille wurde nach dem Minenwerfen aus der Luft mit Bomben und mit Bordwaffen angegriffen. Das Führerboot S 98 nahm dabei Splitterschäden auf der Brücke und an der Bordwand.

 

In der Nacht vom 24./25.01.1945 wurden wiederum Mineneinsätze gegen die Konvoi-Route bei Orfordness gefahren. Alle Boote kehrten unbeschädigt in die Einsatzhäfen zurück.

 

Da die Eislage in Rotterdam sich verschlechterte, der Hafen hatte eine geschlossene Eisdecke, auf der Maas herrschte Eisgang, verlegten die 4. SFltl mit S 205 und S 703, die 6. SFltl mit „S 211“, „S 222“, „S 223“ und „S 704“ und 9. SFltl mit „S 130“ am 26.01.1945 nach Ijmuiden.

 

Am 29.01.1945 liefen die 2. und 5. SFltl mit 11 Booten zur Verseuchung des Weges zwischen Cromer und Humbermündung aus. Das schlechte Wetter machte den Booten schwer zu schaffen, teilweise sprangen die Minen aus den Schienen. Alle Boote kehrten mit schweren Seeschäden zurück und mussten aKB gemeldet werden.

 

Auch am 31.01.1945 ließ das Wetter keinen Einsatz der Boote zu. Am 03.02.1945 erfolgte ein Angriff von 17 Lancaster-Bombern auf Ijmuiden.

 

In der Nacht 05./06.02.1945 liefen die 2. und 5. SFltl zu einem Mineneinsatz aus. Wegen schlechter Sicht musste umgekehrt werden. Auf dem Rückweg wurden die Boote mit Bomben angegriffen, ohne Schäden zu nehmen. Am 08.02.1945 erfolgte ein weiterer Bombenangriff auf den Hafen von Ijmuiden mit 15 Lancaster-Bombern.

Am 12.02.1945 wurde wieder ein Mineneinsatz befohlen, der aber wegen Nebels abgebrochen wurde. Das gleiche wiederholte sich am 15.02.1945.

 

In der Nacht  17./18.02.1945 erfolgte der nächste Mineneinsatz in der Humbermündung mit 11 Booten der 2. und der 5. SFltl. Auf diesen Sperren sanken der französische Geleitzerstörer „La Combattante“ am  23.02. und am 25.02. der Trawler „Aquarius“. Die Frachter „City of Lincoln“ (8o39 BRT) und „Cydonia“ (3517 BRT) am 19. bzw. 28.02. erhielten Minentreffer ohne zu sinken.

 

In der Nacht 20./21.02.1945 fuhren 20  Boote der 2., der 4., der 8. und der 9. SFltl einen Torpedoeinsatz gegen ein Südgeleit, mussten aber zurückkehren, ohne den Konvoi gefunden zu haben.

 

In der Nacht 21./22.02.1945 fuhren die sechs Flottillen mit 22 Booten einen Torpedoeinsatz gegen einen  Konvoi bei Smith’s Knoll. Die  Boote „S 174“ und „S 209“ der 2. SFltl befanden sich bei schlechter Sicht plötzlich mitten im Konvoi, „S 174“ schoss zwei LUT, „S 209“ zwei T-1, ohne zu treffen. Nach dem Nachladen schoss „S 209“ zwei weitere Torpedos, ebenfalls ohne Erfolg. Im Ablaufen  hörten sie fünf Detonationen. Ein Frachter war in Brand geschossen worden. „S 209“ erhielt im Gefecht mit Sicherungskräften mehrere Treffer. Ein Brand konnte schnell gelöscht werden. Ein Mann wurde verwundet. Die 1. Gruppe der 2.SFltl und die 5. SFltl griffen südlich von Great Yarmouth einen Konvoi an und konnten vier bzw. sieben Torpedotreffer melden. Es sanken die britischen Frachtdampfer „Goodwood“ (2.780 BRT) und „Blacktoft“ (1.109 BRT), der ehemals dänische Frachter „Skjold“ (1.345 BRT) wurde in Brand geschossen. Alle Boote der 2. SFltl hatten während dieses Einsatzes Maschinenstörungen auf Grund salzhaltigen Dieselöls. Die Flottille fiel zwei Tage aus, um die Tanks auszubauen und zu reinigen. Die 8. SFltl griff vor der Themse einen Landungsverband an und konnte „LCP 707“ versenken. Die 4., 6. und 9. SFltl blieben erfolglos. Auf dem Rückmarsch musste „S 167“ (St.Ob.Strm. Seifert) nach einer Kollision aufgegeben werden.

 

Durch einen Bombenangriff auf den SBB Ijmuiden blieb  „S 193“ (Oblt.z.S. Schuur) durch Trümmer im Bunker gefangen.

 

In den Nächten 22./23.02. und 23./24.02.1945 legten die 4., 6., 8. und 9. SFltl auf den Themse-Schelde-Weg Minen, auf dem Rückweg schossen drei Boote der 8. und zwei Boote der 2. SFltl einen Jagdbomber ab, S 209 einen weiteren. Auf den gelegten Sperren sanken fünf Fahrzeuge mit zusammen 25.226 BRT.

 

Da am 19.02.1945 erstmalig russische Schnellboote den deutschen Verkehr nach Kurland angegriffen hatten, befahl das MOK Nord die Verlegung der 5. SFltl in die Ostsee. Der F.d.S. schlug vor, stattdessen die in Aufstellung befindliche 1. SFltl einzusetzen, da alle Kommandanten erfahren und mit der russischen Kampfführung vertraut waren, daher verblieb die 5. SFltl vorerst im Westen.

    

 In der Nacht 24./25.02.1945 warf die 4. SFltl mit fünf Booten wiederum Minen auf dem Themse-Schelde-Weg. Die 11 Boote der 2. und 5. SFltl sollten vor Smith’s Knoll angreifen. Durch Erfassung durch die Luftaufklärung konnten die Sicherungskräfte die Boote aber abdrängen.

 

In der Nacht vom 28.02. auf den 01.03.1945 fuhren 14 Boote der 2., der 5. und der 8. SFltl einen Torpedoeinsatz vor Cromer, ohne Ziele zu finden. In der selben Nacht nahm "S 220" (Kptlt. Dross) im Gefecht mit einem britischen Geleitzerstörer und einer britischen Fregatte Treffer im Stb-Seitenmaschinenraum und musste aufgegeben werden. Nach Sprengung und weiteren Treffern von den Sicherungskräften detonierte ein Torpedo und das Boot sank schnell. Die Besatzung wurde bis auf drei Mann durch die Briten gerettet.

 

In der Nacht 09./10.03.1945 fuhr die 4. SFlt mit fünf Booten, die 6. SFltl mit vier Booten und die 9. SFltl mit vier Booten einen Mineneinsatz entlang der Küste vor der Schelde. Sie geriet in ein Gefecht mit einem SGB und vier MTB, die ihnen dort aufgelauert hatten, ohne nennenswerte Schäden zu nehmen.

 

 

In der Nacht 11.03./12.03.1945 fuhren 11 Boote von der 2. und 5. SFltl einen Torpedoeinsatz vor Sheringham, ohne Ziele zu finden. In der gleichen Nacht musste die 4. SFltl einen Mineneinsatz vor der britischen Ostküste abbrechen wegen Nebels. In der Nacht 17./18.03.1945 erging es ihr ähnlich.

 

In der Nacht 13.03./14.03. fuhren die 2. SFltl mit sechs Booten, die 4. SFltl mit drei Booten, die6. SFltl mit fünf Booten und die 9. SFltl mit drei Booten einen Torpdeoeinsatz vor sheringham, ohne Ziele zu finden. Auf dem An- und Abmarsch mussten die Boote aber unzählige Luftangriffe über sich ergehen lassen.

 

Die 2. SFltl konnte in der Nacht 17./18.03.1945 eine Sperre mit 30 Minen bei Smith’s Knoll werfen. Ein Torpedoeinsatz der 6. und 9. SFltl vor Margate musste wegen Nebels abgebrochen werden.

 

Die 6. SFltl warf in der Nacht 18./19.03.1945 mit 7 Booten 42 Minen vor der englischen Ostküste und griff einen Konvoi vor Lowestoft mit Torpedos an.  Es wurden sieben versenkte Schiffe und ein torpedierter Zerstörer gemeldet. Tatsächlich sanken aber nur die  Frachter „Rogate“ (2.871 BRT) und „Crichtoun“ (1.097 BRT). Die 2., 4., 5. und 9. SFltl operierten mit Minen und Torpedos auf der Themse-Schelde-Route. Auf den Minen sanken am 19.03. und 20.03. zwei Frachter mit  zusammen 14.315 BRT, ein Trawler und das Panzerlandungsschiff „LST 80“. Ein Liberty-Schiff wurde beschädigt. Ein Angriff der 4. SFltl an der britischen Ostküste blieb nach Bombenangriff und Gefecht mit Bewachern ohne Erfolg.

 

Die 8. SFltl war nach einem Angriff auf Ijmuiden am 14.03.1945 mit neun B 17-Bombern nicht kriegsbereit.

In der Nacht vom 21./22.03.1945 fuhr die 2. SFltl einen Torpedoeinsatz. Auf „S 210“ fiel die Aufladung der Mittelmaschine aus. Da die Flottille nur aus drei Booten bestand, wurde kehrt gemacht. Auf dem Rückmarsch wurden die Boote von Beaufightern mit Bordwaffen und Raketen angegriffen. Auf dem Führerboot, „S 181“, wurde ein Brennstofftank, Abt. VII und die Kalotte getroffen, das Boot geriet in Brand. Der Flottillen-Chef (Kptlt. Opdenhoff), der Kommandant (Oblt. z.S. Schlenk) und 12 Mann fielen. Auf „S 210“ wurde die Luftleitung zum Anlassen der Motoren getroffen. Daher übernahm „S 209“ die Bergung der Besatzung „S 181“. Das brennende „S 181“ sank 34 sm nordwestlich Texel. Die 2. und 5. SFltl wurden auf einen Konvoi angesetzt fanden allerdings keine Ziele.

 

In der Nacht 22./23.03.1945 war er Themse-Schelde-Weg erneut Ziel einer Minenoperation der 4. und 6. SFltl. Schon auf dem Anmarsch wurden die Boote in Gefechte mit MTB verwickelt. „S 205“ erhielt einen Treffer in den Brückenaufbau. Zwei Mann fielen, zwei Mann wurden verwundet. Auf „S 204“ wurden zwei Mann verwundet. 

 

In der Nacht 25./26.03.1945 waren die 4., 6. und 9. SFltl wieder zum Verminen des Geleitweges unterwegs. Nur die 9. SFltl konnte ihre Minen werfen. Die beiden anderen Flottillen wurden durch die Geleitzerstörer „Arendal“ (norwegisch) und „Krakowiak“ (polnisch) und die britische Fregatte „Riou“ angegriffen und abgedrängt. „S 205“, „S 204“ und „S 703“ nahmen Treffer, dabei fielen auf „S 205“ drei Mann. Auf den Minen der 9. SFltl sanken zwei Frachter mit zusammen 14.423 BRT und die britische Motorlaunch „ML 466“.

 

 

Die 4. SFltl warf in der Nacht 25./26.03.1945 mit vier Booten Minen. Dabei wurde sie von MTBs abgedrängt und von einem Geleitzerstörer beschossen. Ein Torpedoschuss auf diesen ging fehl.  Auf den Minen sank das britische „LCP 840“. Ein norwegischer Motortanker wurde beschädigt.

 

Drei weitere Boote der Nordseeflottillen gingen durch Bombentreffer am 30.03.1945 verloren als 358 B-24 Bomber der USAF Wilhelmshaven angriffen, „S 194“ lag dort zur Reparatur nach Minentreffer im Februar vor Ijmuiden, „S 186“ und „S 224“ lagen dort zu Maschinenreparaturen. 

 

Treibstoffmangel hielt die Boote in der ersten Aprilwoche in ihren Häfen fest. Die Verlegung der 5. SFltl in die Ostsee lief am 02.04.1945 an.

 

Erst in der Nacht 06./07.04.1945 konnte die 2. SFltl (Kptlt. Wendler) mit sechs Booten zu einer Minenoperation auslaufen. Unter Beschuss von einer brit. Fregatte und einem brit. Geleitzerstörer wurden die Minen gelegt. Dann griffen „MTB 5001“ und „MTB 781“ in das Gefecht ein. „MTB 5001“ sank nach Treffer in der Maschine. Auf dem Rückmarsch stießen drei MTBs überraschend in die 2. SFltl hinein. „S 176“ (Oblt.z.S Stockfleth) rammte „MTB 494“, das kenterte und kieloben schwamm. „S 177“ und „MTB 493“ kollidierten und das MTB rammte auch noch das Wrack des „MTB 494“. In dem Gefecht erhielt „S 177“ zahlreiche Unterwassertreffer und musste aufgegeben werden. „S 174“ übernahm die gesamte Besatzung. „S 176“ geriet durch Treffer in Brand und musste ebenfalls aufgegeben werden. Die Besatzung wurde von „MTB 497“ und „MTB 775“ gerettet. Fünf Mann waren gefallen. Dies war der letzte Einsatz der 2. SFltl.

 

 

Am Abend des  07.04.1945 flogen 15 Lancaster-Bomber und 2 Mosquitos unter Geleitschutz von 24 Spitfires einen Angriff auf den S-Boot-Bunker Den Helder.

 

 

In der Nacht 07./08.04.1945 waren die 4. SFltl mit sechs Booten und die 6. SFltl mit sieben Booten im Mineneinsatz gegen die Themse-Schelde-Route. In einem Gefecht mit  britischen MTB kollidierten „S 202“ (Kptlt. Wiencke) und „S 703“ (Oblt.z.S Steinhauer). Beide Boote mussten aufgegeben werden. Von „S 202“ fielen sechs Mann darunter der Kommandant, von „S 703“ fielen sieben Mann. Die Überlebenden gerieten in Gefangenschaft. „S 223“ (Oblt.z.S Brandi) lief vor Ostende auf eine Mine und sank. Kommandant und acht Mann konnten gerettet werden, 20 Mann gingen mit dem Boot unter.Die 9. SFltl versuchte in der Schelde-Mündung „Linsen“ auszusetzen. Der heftige Seegang beschädigte die Ablaufbühnen, daher wurde der Einsatz abgebrochen.

In der Nacht 12./13.04.1945 führten die 4., 6. und 9. SFltl mit insgesamt 12 Booten einen Mineneinsatz durch. Nach Werfen der Sperre gerieten die Boote unter Beschuss von einem brit. Geleitzerstörer und einer britischen Fregatte sowie MTBs. „S 205“ erhielt schwere Treffer, konnte aber wie alle anderen Boote, die zum Teil noch von einem weiteren Geleitzerstörer beschossen wurden, nach Hook van Holland einlaufen.

 

Die Lage an der Landfront im Westen und der Treibstoffmangel ließen keinen weiteren Schnellbootseinsätze mehr zu. Das Stützpunktpersonal war nach Dänemark in Marsch gesetzt worden. Am Tage der deutschen Kapitulation mussten „S 174“ und „S 209“ den SS-Obergruppenführer Seiß-Inquart nach Deutschland bringen.

 

Am Tage der deutschen Teilkapitulation, am 04.05.1945,  lagen  in Holland noch folgende deutsche Schnellbootflottillen:

 

 

2. SFltl           

Den Helder

S 210 und S 221  

8. SFltl

Den Helder

S 197 und S 701

4. SFltl

Rotterdam

S 204, S 205, S 219 und S 304

6. SFltl           

Rotterdam

S 211, S 212, S 213, S 222, S 704, S 705 und S 706  

9. SFltl

Rotterdam

S 130, S 168, S 175, S 206, S 207 und S 214.

 

Die zur 2. SFltl gehörenden Boote  „S 209“ und „S 174“ lagen in Brunsbüttel bzw. in List.

„S 209“ bei Kriegsende in Brunsbüttelkoog - Bild: Archiv Freundeskreis S-Boote und Korvetten
„S 209“ bei Kriegsende in Brunsbüttelkoog - Bild: Archiv Freundeskreis S-Boote und Korvetten

Die Boote „S 204“ (Lt.z.S. Hinrichs) und „S 205“ (Kptlt Seeger) brachten am 13.05.1945 KAdm Breuning (Befehlshaber Sicherung West) von Den Helder nach Felixstowe zum Hauptquartier der Coastal Forces. Mit an Bord waren der Chef 4. SFltl, Korv.Kpt. Fimmen, und der I a Op des F.d.S., Kptlt. Rebensburg.

„S 204“ beim Einlaufen Felixstowe 13.05.1945 - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 204“ beim Einlaufen Felixstowe 13.05.1945 - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 204“ auf Einlaufstationen am 13.05.1945 - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 204“ auf Einlaufstationen am 13.05.1945 - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 204“ und „S 205“ im Hafen von Felixstowe - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 204“ und „S 205“ im Hafen von Felixstowe - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 205“ unter dem White Ensign - Foto: Archiv Roderick Timms
„S 205“ unter dem White Ensign - Foto: Archiv Roderick Timms

„S 112“ hatte von St. Peter Port aus an dem Handstreich des VAdm Hüffmeier auf Granville am 07.02.1945 teilgenommen und war nach Abbruch der Aktion wieder in St. Peter Port eingelaufen. Mit nur einer einsatzbereiten Maschine konnte es am nächsten Tag nicht an der Operation teilnehmen und verlegte nach St. Lorient. An Bord waren sechs Heeresoffiziere darunter drei Bataillonskommandeure. Der Kommandant (Lt.z.S. Nikelowski) verunglückte im April tödlich. Das marode Boot blieb in St. Lorient liegen und wurde von der französischen Marine am 27.06.1951 zum Abwracken verkauft.

 

Im letzten Kriegsjahr wurden sechs Schiffe versenkt mit zusammen 10.467 BRT. 

 

Die eigenen Verluste betrugen: 67 Gefallene, 20 Verwundete, 18 Gefangene. Es gingen 13 Boote verloren: „S 180“ und „S 223“ durch Minentreffer; „S181“, „S 186“, „S 194“ und „S 224“ durch Bomben/Bordwaffenbeschuss; „S 176“, „S 177“, „S 193“ und „S 199“ durch/nach Artillerietreffer; „S 167“, „S 202“ und „S 703“ durch Kollision.

Interessant ist, dass die mit der angeblich sicheren „Enigma“ verschlüsselten Funksprüche durch die britische Aufklärung nicht nur aufgefangen sondern auch entschlüsselt wurden, so dass der Gegner über die Bewegungen der S-Boote gut informiert war. Als Beispiele dienen folgende Sprüche:

 

Empfangszeit in England

Text

12.04.1945 17:47

S-301 mit S-305, S-191, S-215, S-92 und S-48 verlegen von Wilhelmshaven nach Wesermünde um 19:00 Uhr. Fahrt 27 Knoten (Funkwache auf Nordsee-Kurz-Welle und S-Boot-Welle 1). Weiterfahrt nach Brunsbüttel um 22:30 Uhr mit S-196 und je einem Neubau im Schlepp. Fahrt 10 Knoten.

12.04.1945 22:15

S-48, S-82, S-191, S-211 und S-305 abgelegt Wilhelmshaven um 19:20 Uhr.

15.04.1945 06:18

Alle Boote fest in Wesermünde außer Neubau ??. S-316 02:30 Uhr. S-316 selbst versenkt auf Position 533415 N/0081612 E. 17 m Wassertiefe, keine Behinderung der Schiffahrt.

16.04.1945 19:05

Ablegen Wesermünde nach Brunsbüttel um 19:30 Uhr mit S-301, S-306, S-215, S-191, S-95 und S-305 sowie 6 Neubauten. Fahrt 12 Knoten.

Die o.a. Enigma-Sprüche sind aus dem Archiv von Flemming Hansen.

 

Bei den angesprochenen Neubauten handelte es sich vermutlich um die Boote „S 314“ bis „S 320“, die nicht mehr in Dienst gestellt wurden. Davon ging „S 316“ verloren. Der Verbleib der übrigen Boote ist ungeklärt. Möglicher Weise gingen sie zu Abeking & Rasmussen in Gl. Hestehauge bei Svendborg/Dänemark zur Fertigstellung der Ausrüstung.

7.2 Norwegen 1945

 

Die 1. Schul-Fltl fuhr bis zum Ende des Krieges Geleitschutz gestützt auf Egersund. In den letzten Kriegstagen wurde zur Verstärkung die 8. SFltl (Kptlt. Zymalkowski) mit den Booten  „S 195“ (Oblt.z.S. Knapp), „S 196“ (Oblt.z.S. Rathenow), „S 197“ (Oblt.z.S. Fanger), „S 199“ (Oblt.z.S. Quistorp), „S 701“ (Oblt.z.S. Toermer) dorthin beordert. Am Tage der Kapitulation Deutschlands lagen beide Flottillen dort.

K.S.V. – „S 10“, „S 11“, „S 13“, „S 15“, „S 16“ - in der Bogen-Bucht 1944 - Foto: Archiv Förderverein
K.S.V. – „S 10“, „S 11“, „S 13“, „S 15“, „S 16“ - in der Bogen-Bucht 1944 - Foto: Archiv Förderverein

Die schnelle U-Jagdgruppe, bestehend aus „S 10“, „S 11“, „S 13“, „S 15“ und „S 16“, war 1944/45 in Bergen stationiert. Ihr Liegeplatz war in einem kleinen Fjord (im Marinejargon: Westwärtsfjord) in der Nähe der Stadt.

" S 16" im Hafen von Bergen - Foto: Archiv E. Skjold
" S 16" im Hafen von Bergen - Foto: Archiv E. Skjold

Am 29.03.1945 wurde im Hafen von Bergen der nach einer Strandung aufgelegte kleine norwegische Passagierdampfer "Kommandøren" (543 BRT, Baujahr 1891) durch einen Torpedotreffer versenkt. 

Der kleine norwegische Passagierdampfer "Kommandøren" nach der Strandung im Februar 1945 - Foto: Statsarkivet Bergen - Norsk Bjergningskompani
Der kleine norwegische Passagierdampfer "Kommandøren" nach der Strandung im Februar 1945 - Foto: Statsarkivet Bergen - Norsk Bjergningskompani

 

Auf der WEB-Site Warsailors findet sich ein Bericht, dem zu Folge der Schuss auf „S 13“  ausgelöst wurde - nach offiziellen Angaben durch eine Fehlbedienung beim Unterricht - nach inoffizieller Lesart versehentlich durch ein betrunkenes Besatzungsmitglied.

 

Die wahre Geschichte wurde uns vom letzten Kommandanten „S 13“, Oblt.z.S. d.Res. Ludwig Unger berichtet:

Der damalige Lt. z.S. Unger lag im Lazarett in Bergen, das Boot lag unter dem Kommando seines Vertreters, eines Obersteuermannes, dessen Name Herrn Unger entfallen ist,  in der "Westwärts-Bucht", als er den Befehl erhielt, zum Bunker des Kommandierenden Admirals Westküste Norwegen, Adm. Otto "Ikke" von Schrader, zu kommen und einen Personentransport durchzuführen. 

 

Da die Besatzung sich z.T. auf Landgang befand, musste der Ob.Stm. sich Ersatzleute von anderen Booten suchen. Als TorpGast kam ein Soldat der Torpedoregelstelle an Bord, der frisch von der Torpedoschule kam und völlig unerfahren war.

 

Das Boot legte vor dem Befehlsbunker im Holmen am Anleger Bergenhus mit Bug auslaufend an. Als der Ob.Stm. den Torpedogast fragte, ob der Torpedoabschnitt seeklar sei, erhielt er zur Antwort: "Jawohl, Herr Obersteuermann!", wobei der Gast den Sicherungsplint zog und auf den Abfeuerungshebel schlug. Dadurch wurde der Torpedo abgefeuert und traf den gegenüber am Søndre Nykirkekai in ca. 300 m Entfernung liegenden Dampfer "Kommandøren", der sofort sank. Innerhalb von Sekunden waren nur noch Schornstein und Mastspitzen zu sehen. Der als Wache an Bord befindliche Vollmatrose Alf H. Larsen wurde getötet.

 

Der bedauerliche Unfall wurde also weder durch einen betrunkenen Seemann noch durch einen Bedienfehler beim Unterricht, vielmehr durch Übereifer eines unerfahrenen Torpedomechanikers verursacht, eines Frischlings, der nicht nur seeklar mit gefechtsklar (Bugklappen geöffnet, Ausstoßflaschen mit Pressluft gefüllt und Zünder in die Gefechtsköpfe eingesetzt) verwechselt hatte sondern auch noch den Sicherungsplint aus dem Öffnungshebel zog und den Abfeuerungshebel betätigte, ohne sich über mögliche Folgen klar zu sein.

Das Jornal der norwegischen Versicherungsfirma Staten Krigskaskoforsikring von 1945 berichtet von einer Explosion, die sich am 29.03.1945 ereignet hat und den kleinen Fährdampfer auf den Grund geschickt hat. Die Ursache der Explosion wird nicht erwähnt.

 

Die fünf S-Boote – „S 10“, „S 11“, „S 13“, „S 15“ und „S 16“ und deren Besatzungen wurden nach der Kapitulation zunächst in Bergen interniert. Kurz darauf mussten die Boote an die Norweger übergeben werden, die Besatzungen bezogen ein ehemaliges Arbeiter-Lager für den Bau der Befestigungsanlagen bei Bergen. Da aber alle Fahrzeuge der Kriegsmarine von den Alliierten in Wilhelmshaven zusammengezogen wurden, um sie aufzuteilen, wurden die Boote an ihre Besatzungen zurück gegeben. Diese überführten sie Anfang August 1945 nach Wilhelmshaven, wobei ein britischer Offzier auf dem Führerboot einstieg.  

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*) Gröner und Fock sagen dazu aus, dass „S 203“ versenkt, später aber gehoben und instand gesetzt wurde. Gröner verzeichnet den Untergang von „S 203“ am 21.03.1945 nordwestlich von Texel nach Treffer von Fliegerbombe und Mine auf Position 53.04 N 004.47 E. Diese Darstellung ist höchst unwahrscheinlich, da die an der Untergangstelle vor Südnorwegen herrschende Wassertiefe eine Bergung im Winter 1944/45 kaum zugelassen haben dürfte.

7.3 Adria 1945

 

In den ersten Tagen des Jahres 1945 wehte der Bora, so dass die Boote im Hafen bleiben mussten. In der Nacht 04./05.01.1945 fuhren „S 33“, „S 60“, „S 58“ und „S 61“ einen Vorstoß  zur Insel Molat. In der Bregulie-Bucht stießen sie auf einen Bewacher, der durch „S 33“ mit einem Torpedo versenkt wurde. Es handelte sich um die Harbour-Defence Motor Launch „HDML 1163“. Danach stießen die Boote auf Porto Nuccina vor. „S 61“ schoss zwei Torpedos in den leeren Hafen. Sie blieben jedoch in einer Netzsperre hängen und richteten im Hafen keine Schaden an.

 

In der Nacht 09./10.01.1945 fand ein weiterer MEK-Einsatz für die 1. Grp. statt. „S 58“ und „S 61“ wurden wegen Maschinenschadens zurück geschickt. Der Auftrag des MEK, die Sprengung von zwei Straßen- und einer Eisenbahnbrücke sowie einem Bahngleis über den Tenna konnte durchgeführt werden. Die 3. Grp. hatte ebenfalls einen MEK-Einsatz. „S 621“ musste wegen unklarer Maschine nach Pola entlassen werden. Das MEK wurde abgesetzt und ein Aufklärungsstreifen Richtung Pettini-Inseln gefahren. Es kamen keine Ziele in Sicht. 

In der Nacht 10./11.01.1945 lief die 1. Grp. aus, um die MEK-Aktion des Vortages fortzusetzen. Dabei liefen „S 60“, „S 33“ und „S 58“ wegen eines Kompasfehlers an der Küste der Insel Unie auf Grund. Sofort eingeleitete Abschleppversuche durch „S 30“ scheiterten. In der Nacht 11./12.01.1945 versuchten zwei Marinefährprähme die Boote abzuschleppen, ebenfalls ohne Erfolg. Am Abend erschien der Schlepper „Chirone“, kehrte aber sofort wieder um, damit er Pola wie befohlen am frühen Morgen erreichen konnte. 

 

Am Abend des des 15.01.1945 kam „Chirone“ wieder, der Versuch „S 58“, das noch am günstigsten für eine Bergung lag, abzuschleppen, misslang und die Bergung der Boote wurde abgebrochen. Am Morgen des 16.01.1945 erschien eine Gruppe britische MGBs und MTBs und nahm die Havaristen unter Feuer. Ein MTB schoss einen Torpedo auf „S 33“, der fünf m von „S 33“ auf den Felsen detonierte. Das Boot wurde stark beschädigt. Durch 5,7-cm-Treffer geriet das Boot in Brand, die an Bord verbliebenen Torpedos explodierten und vernichteten das Boot. „S 60“ und „S 58“ erhielten auch zahlreiche Artillerie-Treffer, dabei gab es drei Verletzte. Noch in der Nacht wurden die Boote gesprengt. Damit waren von der ehemaligen 3. SFltl noch drei Boote übrig geblieben.

 

In der Nacht 18./19.01.1945 fuhren die drei Boote der 1. Grp. und fünf Boote der 2. Grp. einen Einsatz in den Zara-Kanal. Dabei gerieten sie in Gefechte mit britischen Bewachern, „S 30“, „S 151“ und „S 152“ waren mehrfach von 20-mm und 40-mm-Geschossen getroffen worden. Auf „S 152“ wurde ein Mann schwer verwundet.

Boote der 7. SFltl in der Adria - Bild: Archiv Foerderverein
Boote der 7. SFltl in der Adria - Bild: Archiv Foerderverein

Am 19.01.1945 griffen britische JaBos die in Pola verbliebenen Boote in zwei Wellen an, etwas später erfolgte ein Angriff von 13 amerikanischen Mustangs. Am 21.01.1945 erfolgte ein erneuter Angriff durch britische JaBos. „S 154“ wurde so schwer getroffen, dass sich eine Reparatur nicht mehr lohnte. Es gab während dieser Angriffe nur einen Leichtverletzten auf „S 626“.

 

In der Nacht 22./23.01.1945 warfen „S 30“, „S 36“ und „S 61“ in der Durchfahrt zwischen Molat und Sestrugno Minen.

 

Danach bis Monatsende konnten wegen des schlechten Wetters und Kraftstoffmangels keine Einsätze gefahren werden. Im der ersten Hälfte des Februar erfolgten wegen Kraftstoffmangels keine Einsätze der 2. und 3. Grp. Die 1. Grp. versuchte in der Nacht 04./05.02.1945 eine Minelegeoperation durchzuführen, geriet aber auf dem Anmarsch in ein Gefecht mit  zwei Gruppen britischer MGBs. Die noch unscharfen Minen gingen bei einem Treffer auf „S 36“  über Bord, „S 33“ und „S 61“ warfen ihre Minen unscharf, da die Gruppe auch noch den Auftrag hatte Sicherung für die Torpedoboote „TA 41“ und „TA 45“ zu fahren. Die Boote gerieten wieder ins Gefecht mit MGBs, konnten diese jedoch von den Torpedobooten abhalten.

 

In der Nacht 05./06.02.1945 gingen die Boote wieder in See und gerieten in ein Gefecht mit britischen MGBs. Dabei kollidierten „S 36“ und „S 61“. Sie wurden notdürftig repariert und waren für größere Einsätze nicht mehr zu gebrauchen.

 

Am 07.02.1945 wurde Pola von 30 britischen Bombern angegriffen. Am 13.02.1945 griffen viermotorige US Bomber Stadt und Arsenal Pola an. Am 21.02. und 23.02.1945 war Pola erneut das Ziel von Bombenangriffen, dabei wurde das Sperrwaffenkommando zerstört, so dass keine Minen mehr übernommen werden konnten. 

Das Werftgelände Monfalcone war nach einem schweren Bombenangriff am 16.03.1945 nicht mehr nutzbar, so dass keine Reparaturen mehr ausgeführt werden konnten.

 

In den  letzten Wochen des Krieges liefen die Boote nur noch sporadisch aus, wenn die  Kraftstofflage es zuließ. Kriegstagebücher wurden nicht mehr geführt. Erfolge wurden keine erzielt.

 

Am 30.04.1945 sprengte Lt.z.S. Müller, E.G. sein Boot „S 629“.

 

Am 01.05.1945 traf die 2. Neuseeländische Division in Monfalcone mit der Partisanenarmee Titos zusammen. An diesem Tag geriet „S 157“ (Oblt. Liebhold) westlich von Triest unter Granatwerferfeuer und sank. Dabei fielen drei Mann. ObStrm. Elksneit versenkte sein Boot „S 623“ in Triest.

 

In der Nacht 01./02.05.1945 besetzten Titos Partisanen Triest, Görz, die Halbinsel Istrien mit Pola. Dort lagen noch die Boote:

 

“S 30” (Lt.z.S. Svoboda), “S 36“ (Lt.z.S. Jarminowski), “S 61” (Oblt.z.S. Hardtke), "S 151” (Lt.z.S. Greiner), “S 152” (ObStrm. Mensch), „S 155“ ( Oblt.z.S. Heckel) und „S 156“ (Lt.z.S. Marxen). 

“S 30”, “S 36” und “S 61” sowie “S 151”, “S 152”, “S 155” und “S 156” in Ancona - Bild aus Dallies-Labourdette: „Die deutschen Schnellboote“
“S 30”, “S 36” und “S 61” sowie “S 151”, “S 152”, “S 155” und “S 156” in Ancona - Bild aus Dallies-Labourdette: „Die deutschen Schnellboote“

Diese sieben Boote gingen unter Führung des Divisionschefs (Kptlt. Wuppermann) und des Chefs der 3. SFltl (Kptlt. Schulz) mit dem gesamten Flottillenpersonal nach Ancona zur Übergabe an die Royal Navy. Die Boote wurden nach La Valetta/Malta verbracht und in der Nähe der Insel versenkt.

„S 152“ im Schlepp eines MGB im Hafen von La Valetta/Malta, dahinter S-Boot mit der Kennung „D“ - Bild: Archiv Ashley Gowing
„S 152“ im Schlepp eines MGB im Hafen von La Valetta/Malta, dahinter S-Boot mit der Kennung „D“ - Bild: Archiv Ashley Gowing
„S 61“ im Schlepp von „MGB 670“ im Hafen von La Valetta/Malta - Bild: Archiv Ashley Gowing
„S 61“ im Schlepp von „MGB 670“ im Hafen von La Valetta/Malta - Bild: Archiv Ashley Gowing
"S 61" im Schlepp von „MGB 670“ im Hafen von Malta - Bild: Archiv Ashley Gowing
"S 61" im Schlepp von „MGB 670“ im Hafen von Malta - Bild: Archiv Ashley Gowing

Die von der 3. Gruppe übrig gebliebenen Boote lagen in mehr oder weniger brauchbarem Zustand in der Werft und fielen dort der der 8. britischen Armee in die Hände. „S 630“ diente bis zur Außerdienststellung am 18.05.1949 unter der alten Bezeichnung „MS 75“ in der italienischen Marine. Am 06.07.1949 musste es an die UdSSR abgeliefert werden.

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*) Gemäß KTB des FdS war „S 621“ unter dem Kommando von OFhr.z.S. Rolow, das KTB der 24. S-Fl gibt StOStrm. Maniel als Kommandanten an, „S 627“ stand gemäß KTB des FdS unter dem Kommando von OStrm. Jahraus, während das KTB der 24. S-Fl StOStrm. Kaufhold als Kommandanten angibt. 

 

7.4 Ostsee 1945

 

Die neu aufgestellte 1. SFltl (Korv.Kpt. Büchting) hatte zum Jahreswechsel 1944/1945 die Neubauten „S 225“ (Oblt.z.S. Behrens), „S 707“ (Oblt.z.S. Neumeier) und „S 216“ (Kptlt. Seevers) zugeteilt bekommen. Im Januar 1945 folgten „S 708“, „S 218“ und „S 217“ (Oblt.z.S. von Dülong).

Anfang März waren die ersten Boote eingefahren, und „S 707“, „S 218“, „S 216“ und „S 225“ verlegten am 12.03.1945 von Kiel über Gjedser nach Saßnitz.  Am 18.03.1945 folgten „S 217“, „S 708“ und „S 226“ (Lt.z.S.d.Res. von Glasenapp).

 

Am Abend des 06.03.1945 wurde Saßnitz das Ziel eines RAF Luftangriffs, 191 Lancaster-Bomber und sieben Mosquitos griffen Hafen und Reede an. Auf Reede wurden versenkt der Zerstörer „Z 28“ sowie die U-Bootjäger „UJ 1109“ und „UJ 1119“, der vollbesetzte Verwundetentransporter „Robert Möhring“ brannte aus. Auch die Stützpunktanlagen der 11. SFltl wurden von Bomben getroffen, der Fltl-Ing und ein Verwaltungsoffizier kamen uns Leben. Der Angriff forderte insgesamt über 500 Tote und 300 Verwundete.

 

Am 18.03.1945 befand sich die 2. S-Schul-Fltl auf einer Patrouillenfahrt vor Libau. Sie stieß auf eine Gruppe sowjetischer Schnellboote. Im Artilleriegefecht wurde „TK-66“ versenkt und „TK-195“ beschädigt.

 

Am 22.03.1945 fuhren „S 216“ und „S 218“ den Gen.Adm. Kummetz, die Kpt.z.S. Junge und Liebeschütz und die Freg.Kpt. Dominik und  Heydel nach Hela. Unterweg trafen sie mit „S 217“, „S 226“ und „S 225“ zusammen. In Hela schiffte sich zusätzlich Adm. Buchardi zur Fahrt nach Pillau ein.

 

Am 25.03.1945 stellten sich auf „S 216“, „S 708“ und „S 217“ Maschinenprobleme ein, die nur in der Werft behoben werden konnten, so dass von der 1. SFltl nur noch „S 707“ und „S 218“ einsatzbereit waren.

Auf deutscher Seite wurden die übrig gebliebenen großen Kampfschiffe als schwimmende Artillerie zur Unterstützung des Heeres benutzt. Daher lastete der Seekrieg in der Ostsee auf den wenigen S-, U- und R-Booten.

 

Die sowjetische Baltische Flotte umfasste: 

 

1

Schlachtschiff

2

Kreuzer

12

Zerstörer

5

Küstenschutzschiffe (T-Boote)

28

U-Boote

78

Schnellboote

73

Minensucher

204

Räumboote

47

Panzerboote

Die Seeflieger der Baltischen Flotte verfügten über: 

365

Jagdflugzeuge

87

Torpedoflugzeuge

74

Bomber

176

Schlachtflugzeuge

66

Aufklärer

13

Artilleriebeobachter

 

Am 27.03.1945 patrouillierten die Boote „S 64“ (ObStrm. Deckert), „S 69“ (Lt.z.S. Runge) und „S 81“ (Oblt.z.S. Wülfing) von der 2. S-Schul-Fltl unter Führung des Flottillenchefs, KKpt H.H. Klose, westlich von Libau. Dabei stießen sie auf neun sowjetische S-Boote. Im Artilleriegefecht wurden versenkt „TK-166“ und „TK-181“. „S 64“ enterte das beschädigte „TK-199“. Ein Abschleppversuch scheiterte. Es wurden 13 Mann gerettet, darunter der verwundete sowjetische Flottillenchef. Daneben  wurden beschädigt: „TK-16“, „TK-60“, „TK-136“ und „TK-200“. 

Am 30.03.1945 erhielten „S 707“ und „S 217“ den Befehl, das am 27.03.1945 vor Gotenhafen (Gdingen) auf Grund gesetzte Schlachtschiff „Gneisenau“ zu torpedieren, da der Gefechtsmast von den Sowjets als Artilleriebeobachtungsplattform benutzt wurde. Die Wirkung der Torpedotreffer auf den Gefechtsmast waren gleich null.

 

Ende März 1945 waren die neuen Boote der 1. SFltl nach Behebung von Mängeln einsatzbereit. Sie verlegte mit sechs Booten am 06.04.1945 im dichten Nebel nach Hela, wobei die eingebauten FuMG (Radar) eine einwandfreie Navigation ermöglichten.

 

Der Hafen Hela lag bereits unter Beschuss sowjetischer Artillerie. Das Troßschiff „Franken“ und der U-Jäger „UJ-301“ wurden am 08.04.1945 versenkt. Die 1. SFltl rettete 98 Überlebende.

 

Am 09.04.1945 erfolgten vier Luftangriffe auf den Hafen von Hela. Die S-Boote konnten durch Alarm-Ablegen dem Bombardement entkommen. Das mit Flüchtlingen beladene Motorschiff „Albert Jensen“ wurde getroffen, „S 707“ und „S 225“ gingen längsseits und übernahmen die Überlebenden. Kurz darauf sank das Schiff. „S 226“ wurde durch Bombensplitter beschädigt. Die Flak auf „S 216“ fiel durch Rohrkrepierer aus.

 

„S 216“ ging daher zum Einbau einer neuen 3,7-cm-Kanone bis zum 19.04.1945 in die Werft nach Swinemünde und schleppte anschließend einen S-Boot-Neubau nach Saßnitz („S 710“?). „S 226“ ging ebenfalls in die Werft und kehrte nicht mehr zur Flottille zurück.

 

Die im Dezember 1944 aus der Ostsee abgezogene 5. SFltl (Kptlt. Holzapfel) erhielt am 02.04.1945 in Den Helder den Befehl, über Kiel nach Swinemünde zu verlegen. Hauptstützpunkt der Flottille wurde durch Befehl Admiral Westliche Ostsee Laboe, die Flottille sollte aber nach Rönne/Bornholm verlegen.

 

In der Nacht 09./10.04.1945 operierten „S 708“ und „S 225“ vor Gotenhafen. Nach dem Fall der Stadt Danzig am 30.03.1945 operierten sowjetische Schnellboote von Neufahrwasser aus in der Danziger Bucht. Sie versenkten den kleinen Dampfer „Neuwerk“ durch Torpedo mit 13 Mann Besatzung, 854 Verwundeten, 60 Eisenbahnern, sieben Sanitätern und ca. 100 Flüchtlingen an Bord. Nur acht Besatzungsmitglieder konnten durch ein S-Boot gerettet werden.

 

Am 15.04.1945 traf die 5. SFltl mit sieben Booten in Bornholm ein. Am 01.05.1945 liefen „S 216“, „S 208“ und „S 217“ in Rönne ein. Am 04.05.1945 liefen „S 216“ und „S 217“ nach Hela, übernahmen dort Vizeadmiral Thiele und brachten ihn nach Libau. Am 05.05.1945 brachten „S 216“ und „S 707“ ihn nach Hela zurück.

  

In der Zwischenzeit hatte die 5. SFltl mehrere Fahrten zur Pommerschen Küste und nach Rügen unternommen, um abgeschnittene Truppen zu übernehmen.

 

Am 05.05.1945 wurde in Rönne die deutsche Kapitulation im Westraum bekannt. Daraufhin beschloss der Chef 5. SFltl und der Kmdt . des Torpedobootes „T 28“, in der Nacht zum 06.05.1945 nach Westen abzulaufen, die Besatzung an die Küste zu bringen und dann die Boote zu versenken. „T 28“ erhielt jedoch den Befehl an der Evakuierung der Halbinsel Hela teilzunehmen. Der Chef 5. SFltl beschloss, sich mit seinen Booten an der Evakuierung des Kurlandes zu beteiligen. Bei der Musterung der Besatzungen forderte er jeden, der nicht bereit war mit zu fahren, auf, vorzutreten und beim Stab zu bleiben. Es trat niemand vor. Der Marsch der sechs fahrklaren Boote „S 127“, „S 67“, „S 85“, „S 92“, „S 48“ und „S 110“ nach Libau verlief ohne Zwischenfälle. Die Flottille lief am Morgen des 07.05.1945 ein. Sie wurde durch den Chef der 2. S-Schul-Fltl, Kptlt. Klose, begrüßt. Im Hafen lag auch die 1. SFltl.

 

Am Morgen des 08.05.1945 übernahmen die Boote zunächst jeweils 100 Heeressoldaten, als Waffenruhe befohlen worden war, erhöhten die S-Boote die Zahl der mitzunehmenden Soldaten schließlich bis auf 165 je Boot. Am Abend liefen Minensuch- und Räumboote, Hafenschutzboote, Schlepper, Küstenmotorschiffe und das Begleitschiff „Tsingtau“ aus mit ca. 14.400 Soldaten an Bord, die "Tsingtau" allein mit 2000 Verwundeten. Nach Einbruch der Nacht folgten die 1. SFltl mit „S 707“, „S 217“, „S 218“, „S 225“, „S 226“, die 5. SFltl mit “S 127”, “S 67”, “S 85”, “S 922, “S 48”, “S 110” und die 2. S-Schul-Fltl mit “S 64”, “S 69”, “S 76”, “S 81”, “S 83”, “S 99”, “S 117”, “S 135”. Die 19 Boote hatten insgesamt ca. 2000 Heeressoldaten an Bord. Zurück blieb das Gros der Kurlandarmee: 42 Generale, 8038 Offiziere, 181.032 Unteroffiziere und Mannschaften sowie 14.000 lettische Freiwillige gingen in russische Gefangenschaft.

 

Die 19 S-Boote liefen ohne Zwischenfälle am Abend des 09.05.1945 in die Geltinger Bucht ein. 

„S 216“ (Kptlt. Seevers) war in Hela zurück geblieben. Es nahm 99 Soldaten an Bord und lief zusammen mit zwei Räumbooten aus. Sie sicherten zeitweilig den ex-Bäderdampfer „Rugard“ mit 1300 Menschen an Bord auf dem Weg nach Westen. Am Nachmittag des 09.05.1945 griffen etwa 35 Schlachtflieger einen Geleitzug aus Kriegsfischkuttern westlich von Christiansø an. Einige Rudel griffen dabei auch „S 216“ mit Bomben, Raketen und Bordwaffen an. Eine Bombe durchschlug das Vorschiff, ohne zu detonieren. An Bord gab es zwei Tote, 13 schwer und sieben leicht Verletzte unter den eingeschifften Soldaten. Am 10.05.1945 legte das Boot in Kappeln/Schlei an und schiffte die Gefallenen und die unverletzten Soldaten aus, dann lief das Boot weiter nach Schleswig, um die Verwundeten auszuschiffen.

 

Das auf der Insel Bornholm verbliebene Stützpunktpersonal der 5. SFltl charterte zwei Fischkutter mit Eigner und konnte so die Geltinger Bucht erreichen. 

 

In den letzten Kriegstagen gingen noch sechs S-Boote verloren. Am 03.05. „S 201“ (ObStrm. Kohrt) durch Luftangriff in Kiel, am 04.05. „S 103“ (Oblt.z.S. Heckel) durch Raketenbombentreffer vor Mommark, am 05.05. „Herold“ (ex „S 18“) durch Bombentreffer vor Låland, am 06.05. „S 226“ (Oblt.z.S. Glasenapp) durch Selbstversenkung nach Bombentreffer östlich Fehmarn und am 07.05. „S 191“ sowie „S 301“ durch Selbstversenkung nach Kollision im Fehmarnsund.

 

Am 09.05.1945, dem Tag nach der deutschen Kapitulation, verfügte die Marine über 91 Boote in neun Flottillen.

 

 In der Geltinger Bucht lagen zum Zeitpunkt der deutschen Kapitulation die Begleitschiffe „Hermann von Wissmann“, „Tanga“,  „Carl Peters“ und „Buea“ und 26 Schnellboote.

 


Am 08.05.1945 um 11.00 Uhr traten die Besatzungen der in der Geltinger Bucht versammelten S-Boote der 10. SFltl ("S 110", "S 215", "S 228", "S 305"), der 3. SSchul-Fltl ("S 19", "S 20", "S 21", "S 24", "S 25", "S 50", "S 68", "S 82", "S 95", "S 97", "S 101", "S 105", "S 107", "S 108", "S 113", "S 115", "S 118", "S 120", "S 122", "S 123") sowie die Boote "S 196" (8. SFltl) und "S 227 (9. SFltl) und die Begleitschiffe "Hermann von Wismann", "Tanga", "Carl Peters" und "Buea" ein letztes Mal zur Musterung durch den F.d.S., Kommodore Rudolf Petersen, an. Das folgende Bild zeigt das Einnehmen der Aufstellung zur Flaggenparade.

 















Antreten zur Musterung in der Geltinger Bucht am 08.05.1945 - Foto aus V. Kühn: „Schnellboote im Einsatz 1939 – 1945“
Antreten zur Musterung in der Geltinger Bucht am 08.05.1945 - Foto aus V. Kühn: „Schnellboote im Einsatz 1939 – 1945“
Letzte feierliche Flaggenparade am 08.05.1945 - Foto: Archiv 7. SGschw
Letzte feierliche Flaggenparade am 08.05.1945 - Foto: Archiv 7. SGschw


Am 09.05.1945 kehrten die 1. S.-Fl., die 5. S.-Fl., die 2. S.-Schulfl. sowie das Begleitschiff "Tsingtau" aus dem Kurland zurück. Sie hatten tausende von Soldaten aus dem eingeschlossenen Kurland gerettet und wurden daher als "Kurland-Flottillen" bezeichnet. Die Heeres-Soldaten wurden am 10.05.1945 ausgeschifft und der Chef des Stabes, Fkpt Schultz erließ den Befehl für die letzte feierliche Flaggenparade der Schnellboote der 1. SFltl ("S 208", "S 216", "S 217", "S 218", "S 225", "S 707", "S 708", "S 306"), der 5. SFltl ("S 48", "S 65", "S 67", "S 85", "S 92", "S 98", "S 127", "S 132"), der 2. S-SchulFltl ("S 64", "S 69", "S 76", "S 81", "S 83", "S 99", "S 117", "S 135" ) und des Begleitschiffes "Tsingtau". und das Begleitschiff "Tsingtau".

 

Befehl aus dem Archiv Gerd Gerber
Befehl aus dem Archiv Gerd Gerber

Am 11.05.1945 traten die Besatzungen der in der Geltinger Bucht liegenden Kurlandflottillen ein letztes Mal in "1. Garnitur blau" an zur letzten feierlichen Flaggenparade. Der Führer der Schnellboote, Kommodore Rudolf Petersen, sprach vom Begleitschiff „Tsingtau“ aus zu den auf ihren Booten angetretenen Besatzungen der 1. SFltl, der 5. SFltl und der 2. S-Schul-Fltl., dann wurden die Flaggen niedergeholt, die Kommandozeichen wehten weiter.

 


Die S-Boot-Waffe war außer Dienst gestellt.